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Als Therapeutin im Zwiespalt: meine Gedanken zu "Mollys wundersame Reise" von Anna Camilla Kupka

 

Immer wieder bin ich auf meinen Streifzügen durch die Buchläden über "Mollys wundersame Reise" gestolpert. Zuerst hielt ich es für ein Kinderbuch. Auch die wenigen Seiten irritierten mich etwas. Und trotzdem stand es bei den Büchern der Bestsellerliste. Dann wurde ich auch noch von zwei Klientinnen darauf angesprochen und so wanderte es in meinen - ohnehin schon prall gefüllten - Einkaufskorb. Lies hier, worum es geht und was ich als Therapeutin über diese Geschichte denke. Ich verrate schon einmal so viel: ich bin sehr ambivalent!

Die Inhalte dieses Blogartikels

Charaktere und Handlung

Die Hauptdarstellerin des Buches ist Molly, ein 12jähriges Mädchen. Offensichtlich wird sie in der Schule verspottet, weshalb sie sich gerne in die Welt der Bücher flüchtet. 

 

Eines Tages wird sie von einer irren Geschichte in den Bann gezogen - träumt sie?  Sie wird von - wie sich später herausstellt - ihrem Schutzengel, der auch ihre Gedanken lesen kann, abgeholt und zunächst in die innere Welt ihres Körpers geleitet. Sie erlebt ihn wie eine großes, geschäftiges Labor mit einer Vielzahl an Flüssigkeiten und Behältnissen. Alles arbeitet für sie. Sie betrachtet alles ganz achtsam und voller Wertschätzung. Zum ersten Mal stellt sie sich die Frage, ob sie nicht doch etwas Besonderes sein könnte. 

 

Zweite Station ist die Landschaft der Gefühle. Schöne Gefühle zeigen sich als eine wunderbar lebensfrohe Welt aus Schmetterlingen, Kobolden und Feen. Andererseits gibt es da aber auch Angst, Scham und eben die unangenehmen Gefühle, die sich darstellen wie schleimige Frösche, erbarmenswerte Kreaturen in Ketten, ein riesiger Berg und ein kleines Wesen, das sich selbst immer weiter einmauert. Molly rettet das kleine Wesen. Mit jeder ihrer Aktionen verwandelt sich die innere Welt und wird für sie weniger furchteinflößend. 

 

Der Schutzengel zeigt dem Mädchen nun die Macht der Gedanken. Sie werden wie ein Feuerwerk dargestellt. Je nachdem was Molly denkt, zündet sie bunte, hoch in den Himmel steigende Fontänen - oder eben nicht. Sie selbst kann aus der Fülle der Denkmöglichkeiten wählen.

 

Die letzte Station der wundersamen Reise ist das Innerste, das aus purer Liebe besteht. Dort ist alles harmonisch und schön. Dort warten auch die tiefsten Erkenntnisse.

 

Molly hat sich am Ende der Reise sehr zum Positiven verändert, hat viele Erkenntnisse dazugewonnen. Das wird auch daran deutlich, dass es am Ende der Geschichte eine Vorschau auf die beiden nächsten Bände gibt. 

Die Botschaft des Büchleins

Die erste Botschaft ist: Nimm Dich achtsam wahr, trau Dich in Dein Innerstes einzutauchen. Es lohnt sich, nicht im Außen nach Lösungen zu suchen, sondern Konflikte genauer im Inneren zu betrachten. Dann wirst Du auch Antworten auf die großen Fragen des Lebens finden. 

 

Dann wird der Leser recht offensichtlich mit der Nase auf die nächste Botschaft gestoßen: Dein Körper ist ein einzigartiges Wunderwerk. Alles spielt fein abgestimmt zusammen - nur für Dich. Nimm es wahr, schätze es, bewahre es.  Zum Thema Gefühle kommt an, dass die komplette Palette der Gefühle - von angenehm bis unangenehm - da sein darf in dieser bunten Landschaft des Ich. Oft stehst Du Dir selbst im Weg. Jedoch wenn Du damit beginnst, auch das Unangenehme genau zu betrachten und anzunehmen, kann es sich verwandeln in etwas Wunderbares. 

 

In Bezug auf die Gedanken ist die Botschaft, dass der Mensch unglaublich reich ist an Vorstellungen und die Fülle genießen darf und sollte. Du selbst schaffst das Feuerwerk und entscheidest, wie bunt und glitzernd es ausfällt. Die berührendste Erkenntnis ist wohl, dass Du aus der Liebe kommst und in die Liebe gehst. Dass der innerste Wesenskern unverletzlich ist. Und dass alles im Leben, auch das Böse aus ein und derselben Quelle entspringt. 

 

Weiterhin steckt für mich noch an Lehre drin: vertraue Deinem Unterbewusstsein (denn so interpretiere ich den Schutzengel). Es zeigt Dir, was wichtig ist, lenkt und leitet Dich. Wenn Du genau hinhörst und dazulernst, kannst Du Dein Leben im Außen verändern. Alles was Du dazu brauchst, trägst Du bereits in Dir. 

Die Autorin Anna Camilla Kupka

Die in Breslau/Polen geborene und in Düsseldorf aufgewachsene Autorin studierte Jura und Wirtschaft. Ihre eigentliche Leidenschaft galt jedoch immer dem Schreiben. So veröffentlichte sie unter anderem Artikel für die Huffington Post oder Forbes.

 

Sie lebte in den USA und Irland. Ihre Wahlheimat ist nun die Schweiz. Sie setzt sich in besonderem Maße für junge Menschen ein, damit sie ihr eigenes Potenzial erkennen und im Leben umsetzen können. Glücklich zu leben hält sie für ein Geburtsrecht jedes Menschen. Sie beschäftigt sich mit den wirklich wichtigen Fragen des Lebens wie etwa "Wer sind wir?", "Woher kommen und wohin gehen wir?" oder auch "Wie gelingt es, ein erfülltes Leben zu führen". 

 

Nach ihrem Bestseller "Ticket zur Erde und zurück", einer spirituellen Fabel, die im Robert-Betz-Verlag erschienen ist,  wurde der Ruf nach einer auch für jüngere Leser geeigneten Geschichte laut. So entstand das erste Buch der Molly-Serie. Mittlerweile sind neben dem hier rezensierten Band 1 noch weitere drei Bände erschienen (Molly verzaubert ihre Welt, Molly - Architektin des Lebens und Meine Reise ins Glück - ein Ausfüllbuch). 

Mein Fazit

Bild aus dem Buch Mollys wunderbare Reise von Anna Camilla Kupka
Hier siehst Du, wie im Buch der schöne Teil der Welt der Gefühle beschrieben wird: ein Garten mit Schmetterlingen und Feen. Wäre das auch Dein inneres Bild?

 

Wie oben schon angekündigt, hinterlässt das Buch bei mir sehr zwiespältige Gefühle. Fangen wir an mit dem Positiven. Ich finde es toll, dass es eine Möglichkeit gibt, wie sowohl Jugendliche als auch Erwachsene sich auf einfache Art und Weise diesen schwierigen Lebensthemen wie "Sinn", "Glück", "Selbstliebe" oder "mein innerster Kern" nähern können. Dem Leser wird ein Bild von Dingen geboten, die man normalerweise nicht sieht und nicht anfassen kann. Zusammenhänge werden erklärt. Das Unfassbare wird damit greifbar. Somit finde ich es als Einstieg total nützlich. Um erste Erkenntnisse über sich zu gewinnen. Um zu reflektieren: Wie ist das bei mir so? Geht es mir auch wie Molly dass ich zum Beispiel Angst davor habe, mich dem großen schwarzen Berg meiner Angst zu stellen? 

 

Dadurch, dass sich das Werk seinen Platz auf der Bestseller-Liste erobert hat, wird in der Gesellschaft wieder mehr über die Innenwelt gesprochen und nachgedacht - das kann ich als Therapeutin nur begrüßen. 

 

Die Kürze des Buches (effektiv hat die Geschichte 35 Seiten und ist in höchstens 20 Minuten konsumiert) ist für mich Fluch und Segen zugleich. Vielleicht lädt es dadurch den ein oder anderen Nicht-Leser zum Lesen ein. Vielleicht verhindert es aber auch tiefere Beschäftigung. Ich wäre dafür gewesen, auf jeden Fall Band 2, also "Wie geht es weiter mit Molly" zu integrieren und nicht wieder das nächste 35 Seiten-Werk für knapp neun Euro anzuschließen. Vergleiche ich es mit einem Selbsthilfe-Buch oder einer therapeutischen Metapher, die mindestens 200 Seiten oder mehr bietet, würde ich für die vergleichbare Menge an Information 60 Euro bezahlen statt 15 bis 20 Euro. Natürlich ist dabei die Frage erlaubt, ob man Erkenntnisse in Geld aufwiegen kann. 

 

Zudem frage ich mich: ist es wirklich so leicht? Ich erkenne, wie mein Körper für mich arbeitet und halte mich dadurch für eine einzigartige, besondere, wertvolle Person? Allein durch die Erkenntnis? Ist es wirklich so einfach, dass ich auch unangenehme Gefühle transformiere, indem ich mich ihnen einmal kurz stelle? Das vermittelt für mich ein falsches Bild und klingt für Klienten, die schon jahrelang in Therapie sind, wie Hohn. 

 

Kritik habe ich auch an der Aufmachung. Nach außen wirkt es wie ein Kinderbuch. Nicht nur viele Freunde und Bekannte, die normalerweise sehr viele Bücher aus diesem Wissensbereich lesen, sondern auch ich selbst sind deswegen zunächst daran vorbei gegangen. Das finde ich sehr schade. 

 

Meine Hauptproblem als Hypnotherapeutin ist jedoch, dass die inneren Bilder von zum Beispiel den Gefühlen, für mich viel zu vorgegeben und festgefahren sind. Da bin ich nicht mehr frei für eigene Vorstellungen. Meine Scham wäre ohne dieses eindrückliche Bild kein Frosch in ekliger, schleimiger Blubberbrühe gewesen. Habe ich aber einmal das Büchlein gelesen und denke an Scham, dann steigt genau dieses Bild auf. Das ist wie "denke auf keinen Fall an einen rosaroten Elefanten". Das finde ich sehr schade, denn die Landschaft der inneren Bilder ist so vielfältig und extrem individuell. Vielleicht hätte man die Geschichte von zwei Kindern erzählen müssen, die unterschiedliches Erleben von den Dingen haben, um da mehr Gestaltungsfreiheit anzubieten. 

 

Insgesamt kann ich sagen: Ich finde das Thema von "Mollys wundersame Reise" extrem wichtig und ich danke Anna Camilla Kupka dafür, dass sie diesem eine Bühne bietet. Ich finde das Büchlein nützlich für einen ersten Einstieg in die Thematik, kann mir auch vorstellen, dass es gerade für Jugendliche eine gute Empfehlung wäre. Auch für den ein oder anderen Klienten werde ich durchaus eine Empfehlung aussprechen. Überdies werde ich selbst auf jeden Fall die nächsten Bände lesen. Trotzdem habe ich auch meine Kritikpunkte im Kopf und bin deshalb nicht vollends begeistert. 

 

 

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Julia Georgi - Anmeldung zum Newsletter

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