Eine mir von Hypnose-Anfängern häufig gestellte Frage befasst sich mit der Dauer einer Hypnose-Sitzung. Ist länger besser als kürzer? Was mache ich, wenn mir die Zeit ausgeht oder viel mehr Zeit übrig ist als benötigt wird? Wie viele Sitzungen plane ich mir in die zur Verfügung stehende Zeit? Wie berechne ich den Preis bei unterschiedlicher Minutenanzahl? All diese Fragen beantworte ich in diesem Blogartikel.
Die Inhalte dieses Blogartikels
1. Wovon die Länge einer Hypnose-Sitzung abhängig ist
2. Die inhaltliche Aufteilung einer Sitzung
3. So kannst Du die Länge einer Hypnose-Sitzung beeinflussen
Wovon die Länge einer Hypnose-Sitzung abhängig ist
Vielleicht würdest Du aus dem Bauch heraus antworten: Die Dauer einer Hypnose-Sitzung ist abhängig davon, was der Klient braucht. Das stimmt natürlich irgendwo. Aber es gibt viel mehr Faktoren, die Deine Zeiteinteilung beeinflussen:
1. Organisatorische Faktoren
- Wie lange dauert Dein Arbeitstag?
- Wie viele Sitzungen passen in diesen Zeitraum? (Dabei ist zu beachten, dass Du auch Zeit zur Vor- und Nachbereitung beziehungsweise Pausen einberechnen musst)
- Planst Du Pausen nach jeder Sitzung ein? (Aus Gründen der Selbstfürsorge würde ich Dir dringend empfehlen, 15 bis 30 Minuten zwischen zwei Sitzungen einzuplanen. Das erfüllt gleich mehrere Zwecke: Der nächste Klient muss nicht warten, falls Du überziehst. Und Du hast Zeit, Dein Hirn durchzulüften, etwas zu trinken, auf die Toilette zu gehen und Dich gedanklich mit dem nächsten Klienten zu verbinden)
2. Thematische Faktoren
- Handelt es sich bei der Sitzung um ein Erstgespräch oder eine Folgesitzung? (Erstgespräche dauern meist länger als Folgesitzungen)
- Handelt es sich bei der Sitzung um eine Suggestionshypnose mit wenig Klienten-Aktivität oder um ein interaktives Verfahren? (Suggestionshypnosen sind zeitlich deutlich kalkulierbarer als Sitzungen, in denen Ideomotorik, Bildverfahren etc. benutzt werden)
3. Klientenfaktoren
- Ist der Klient am Ende der Hypnose stabil?
- Hat der Klient am Anfang oder Ende der Sitzung erhöhten Gesprächsbedarf?
Die inhaltliche Aufteilung einer Sitzung
Was mir hilft die Zeit im Kopf zu behalten ist eine grobe Struktur, der jede Sitzung folgt. Der Klient betritt die Praxis und der erste Tagesordnungspunkt ist ein Gespräch:
- Wie geht es dem Klienten?
- Gibt es irgend etwas Wichtiges zu erzählen? Irgend etwas, was den regulären Plan durchkreuzen würde? (Es gilt der gute alte Satz: Störungen haben Vorrang)
- Gab es nach der letzten Sitzung etwas, was nachgearbeitet hat? Welche Gedanken, Empfindungen, Neuigkeiten sind aufgetaucht?
In diesem Gespräch wird dann auch geklärt, was für heute in der Hypnose thematisch ansteht. Eventuell auftretende Fragen dazu werden beantwortet. Für diesen Teil kalkuliere ich in etwa zehn Minuten Zeit ein.
Danach geht es weiter mit dem Hypnose-Teil der Sitzung. Zeit muss eingeplant werden für Hypnose-Induktion, thematische Arbeit sowie Ausleitung der Trance. Das kann zeitlich variieren. Selten ist bei mir jedoch dieser Teil länger als 45 Minuten.
Im Anschluss folgt noch einmal ein kurzes Gespräch mit folgenden Inhalten (Zeitbedarf circa zwei bis höchstens zehn Minuten):
- Wie hat der Klient die Trance erlebt? Ist er gut rückorientiert ins Hier und Jetzt?
- Wie geht er heute aus der Praxis hinaus?
- Anhaltspunkte für die nächste Sitzung: Kurzer Ausblick, wie es weiter geht
Wichtig ist dabei aber, die Inhalte der Hypnose nicht zu zerreden. Beachte auch, dass der Klient nach der Ausleitung noch extrem suggestibel ist. Wähle also Deine Worte mit Bedacht.
Abschließend erfolgt noch Terminvereinbarung für die nächste Sitzung, die Abwicklung der Bezahlung sowie die Verabschiedung. Dafür rechne ich auch nochmal großzügig fünf Minuten ein.
So kannst Du die Länge einer Hypnose-Sitzung beeinflussen
Du hast mehr Zeit als eingeplant
Das Unterbewusstsein arbeitet schneller als gedacht? Zu besprechen gibt es nichts mehr? Aber der Klient ist 50 Kilometer einfach zu Dir in die Praxis gefahren und es würde ihn irritieren, nach 35 Minuten wieder nach draußen geschickt zu werden? Dann gibt es ein paar Dinge, die Du für Deinen Klienten tun kannst, die ihm garantiert gut tun und den therapeutischen Prozess unterstützen.
- Erholen, Kraft und Energie auftanken am sicheren Ort
- Am Ende tiefer in Trance gehen lassen damit das Unterbewusstsein alle neuen Informationen einordnen kann
- Heilsame Augenbewegungen anleiten (erinnert an Augenbewegungen während des REM-Schlafs). Selbstorganisiert tut damit das Unterbewusstsein genau das, was für den Klienten im Moment gut und richtig erscheint.
Du hast weniger Zeit als eingeplant
Die Zeit ist bereits am Ende, der nächste Klient wartet vielleicht schon. Es ist aber klar, dass der Prozess heute noch nicht abgeschlossen ist. Das kannst Du tun:
- Leite den Klienten an, einen Tresor zu visualisieren und lege all das, was heute nicht bearbeitet werden konnte, dort hinein. Dieser sollte sicher verschlossen werden. Er bleibt zu bis zur nächsten Sitzung. Das stellt sicher, dass der Klient nicht ständig weiter mit möglicherweise belastenden Themen beschäftigt ist.
- Stelle Fragen, die in Richtung "Sitzung beenden" lenken. Du kannst zum Beispiel ideomotorisch fragen: "Darf die Sitzung an diesem Punkt für heute beendet werden?" anstatt offen: "Gibt es heute noch etwas Anderes zu tun?"
- Gib die posthypnotische Suggestion, dass das Unterbewusstsein an dem Thema weiterarbeiten darf bis zur nächsten Sitzung. Falls von dem bearbeiteten Thema dann noch etwas übrig sein sollte, wird es aufgenommen. Achtung: das eignet sich nur für stabile Klienten und nicht für traumatische Geschehnisse.
Dauer einer Hypnose-Sitzung und Dein Honorar
Im Grunde gibt es zwei Modelle, die sich für mich vor allem dadurch unterscheiden, wie gut sie planbar sind:
Modell 1: Festes Abrechnungsintervall
Deine Sitzungen haben einen festen, immer gleichen Zeitrahmen, für den Du einen festen Preis bestimmst. Zum Beispiel verlangst Du für 60 Minuten 80 Euro. Manchmal dauert eine Sitzung etwas länger, mal ist sie etwas kürzer. Über die Sitzungen hinweg gleicht sich das aus. Abgerechnet wird immer eine Sitzung.
Der Vorteil: Du kannst Deine Rechnung im Vorhinein korrekt schreiben und musst hinterher weder herumrechnen noch anpassen. So kann der Klient direkt in bar bezahlen und die Abrechnung dauert keine Minute. Weiterhin macht so ein Modell die Kosten für den Klienten transparent. Er weiß, worauf er sich einstellen muss. Und Du kannst besser kalkulieren, was Du in einer Praxiswoche verdienst.
Der Nachteil: Kommt der Klient nur einmal und das Erstgespräch dauerte länger, hast Du ein paar Euro verschenkt. Meiner Meinung nach eignet sich das Modell für die Therapeuten und Coaches, die es schaffen, gut im Zeitrahmen zu bleiben. Falls Du zu denen gehörst, die mal 45 Minuten und mal 90 Minuten arbeiten, ist das eher nichts für Dich.
Modell 2: Exakte Abrechnung nach Minuten
Du benötigst für eine Sitzung 60 Minuten - der Klient bezahlt 60 Minuten. Du arbeitest 90 Minuten - der Klient bezahlt 90 Minuten.
Der Vorteil: Du bekommst jede Arbeitsminute bezahlt.
Der Nachteil: Rechnungen kannst Du nicht vorbereiten sondern musst sie entweder direkt nach der Sitzung erstellen - was super umständlich und ein Zeitfresser ist. Oder Du verschickst sie, was den Nachteil hat, dass Du auf Dein Geld warten musst. Weiterhin kann beim Klienten schnell der Eindruck entstehen, dass Du Zeit schindest, um mehr bezahlt zu bekommen. Möglicherweise fällt derjenige aus allen Wolken, wenn er 80 Euro erwartet und eingerechnet hat und es letztlich 120 Euro sind, die Du verlangst.
Meine Vorgehensweise in der Praxis
In meiner Praxis habe ich das Modell gewählt, meinen Arbeitstag in Intervalle von 75 Minuten zu teilen. Die Dauer einer Hypnose-Sitzung beträgt bei mir offiziell immer 60 Minuten. Plus-minus. Das heißt, manche Sitzungen dauern 70 Minuten, andere nur 50 Minuten. Das gleicht sich meist wunderbar aus. Die oben genannten Methoden benutze ich, um die Dauer der Hypnose-Sitzung aktiv mitzugestalten.
Abgerechnet wird bei mir der Einfachheit halber immer das 60 Minuten-Intervall. Mit der Zeit geht dieses Intervall in Fleisch und Blut über. Auch ohne Uhr habe ich ein gutes Timing.
Im Idealfall bedeutet das, dass ich zwischen den Sitzungen immer einige Minuten Zeit für mich habe.
Erstgespräche lege ich übrigens gerne ans Ende des Arbeitstages. Dafür peile ich 75 Minuten Dauer an, hätte dann aber auch kein Problem, falls es etwas länger dauert, weil niemand mehr vor der Tür wartet.
Und jetzt bist Du dran: Finde Deine optimale Zeiteinteilung und achte dabei darauf, dass Du Deinen Tagesablauf möglichst stressfrei gestaltest. Du bist der Chef in Deiner eigenen Praxis.
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