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4 einfache Atemübungen für Deine Klienten

4 einfache Atemübungen für Deine Klienten

 

Aus dem Yoga. In der Physiotherapie. Im Rahmen von Herz- oder Lungenbeschwerden. Aus diesen Bereichen kennt man Atemübungen. Sie spielen jedoch auch in Coaching und Therapie eine wesentliche Rolle. Je einfacher sie sind, desto besser. Desto wahrscheinlicher ist es, dass der Klient sie wirklich umsetzen kann - auch außerhalb der Sitzung. In meiner therapeutischen Praxis benutze ich einfache Atemübungen für verschiedene Zwecke. Einerseits im Rahmen der Hypnose-Induktion. Andererseits zum achtsamen Fokussieren auf den Körper, zum Beispiel im Rahmen der Arbeit mit Schmerz-Klienten. Aber auch zum Beruhigen für aufgewühlte Klienten, wenn die therapeutische Arbeit emotional anstrengend ist. Und natürlich immer dann, wenn es um Ruhe, Entspannung und Wohlfühlen geht. Einmal erlebt können Klienten die Übungen im häuslichen Alltag weiter einsetzen.

 

Was ich persönlich nicht mag und auch nicht weitergebe sind Atemübungen, die den natürlichen Atemfluss in irgendeine bestimmte Form drängen wollen. So und so viele Sekunden einatmen, Atem anhalten und so lange ausatmen. Das hat seine Berechtigung, gehört aber nicht zu meiner Art von Arbeit. Denn diese ist fokussiert auf achtsamen, selbstbestimmten, individuellen Umgang mit dem eigenen System. Den richtigen Takt gibt dabei der Klient- respektive dessen Unterbewusstsein- vor.  In diesem Artikel zeige ich kurz und knapp 4 einfache Atemübungen, die Du direkt in Deiner täglichen Arbeit anwenden kannst

Die Inhalte dieses Blogartikels

Atemübung 1 (extrem einfach): Ausatmen zählen

Bei dieser Übung soll der Klient sich seine Atmung bewusst machen, aber ohne dabei etwas zu verändern. Er atmet im selben Rhythmus weiter. Und dann soll er innerlich jedes einzelne Ausatmen im Kopf mitzählen. Also: Einatmen, Ausatmen, Klient denkt sich 1. Einatmen, Ausatmen, Klient denkt sich 2. Häufig berichten Klienten, dass sie irgendwann vergessen, welche Zahl als nächstes kommt. Das macht gar nichts. Im Zweifelsfall einfach noch einmal von vorne anfangen. 

 

Diese Atemübung wirkt auf Grund mehrerer Faktoren. Einerseits ist der Geist durch das Mitzählen beschäftigt. Gleichzeitig andere Dinge denken ist sehr schwierig. Durch die kognitive Beschäftigung werden auch starke emotionale Reaktionen eingedämmt. Und durch die Gleichförmigkeit der Beschäftigung wird Entspannung eingeladen. Unsere Großmütter hatten also mit dem "Schäfchen zählen" gar nicht so unrecht. 

Atemübung 2 (sehr einfach): Schulter-, Brust-, Bauchatmung

Diese Übung soll dem Klienten bewusst machen, welche unterschiedlichen Arten der Atmung es gibt. Das, was er normalerweise unbewusst tut, darf jetzt bewusst eingesetzt werden. Die erste Übung ist die Schulteratmung, oder wie ich es immer nenne "Dirndl-Schnapp-Atmung". Jede Frau, die bereits ein geschnürtes Dirndlkleid getragen hat, weiß, dass es durch den korsettartigen Effekt nicht möglich ist, tief zu atmen. Die flache Atmung wird im Oberkörper sichtbar, indem sich die Schultern heben. Der Klient wird angeleitet, absichtlich so oberflächlich zu atmen, dass sich hauptsächlich die Schultern heben. Im Anschluss darf der Brustkorb dazu genommen werden. Der Atem wird so gesteuert, dass sich mit jedem Einatmen die Brust hebt. Zum Schluss darf der Klient eine Hand auf den Bauch legen und soll den Atem über die Brust noch weiter hinein in den Bauch fließen zu lassen, so dass sich der Bauch beim Einatmen hebt. 

 

Die tiefe Bauchatmung wirkt nicht nur stressreduzierend, sondern stärkt auch Zwerchfell, Lunge und Herz. 

Atemübung 3 (einfach): Wechselatmung "light"

Die Wechselatmung stammt aus dem Yoga. Ich benutze sie etwas angepasst, so dass sie leichter anwendbar ist. Zunächst sortiert der Klient den Daumen und den Ringfinger der rechten Hand aus. Die restlichen Finger spielen keine Rolle und klappen nach innen in Richtung Handinnenfläche. Dann legt er den Daumen auf den rechten Nasenflügel und verschließt somit mit leichtem Druck das rechte Nasenloch. Der Klient atmet durch das linke Nasenloch ein. Kurz wird die Luft angehalten. Dann wandert der Ringfinger zum linken Nasenflügel und verschließt somit das linke Nasenloch. Das Ausatmen funktioniert demnach über das rechte Nasenloch. Auf der rechten Seite wird dann wieder eingeatmet, auf der linken Seite aus. Und immer so weiter. Ich leite den Klienten dabei an, seinen eigenen Rhythmus zu finden. 

 

Diese Atemübung darf natürlich nicht angewandt werden bei Erkältungskrankheiten, Allergien oder anderen Schwierigkeiten mit der Nasenatmung. Auch wenn gerade Angst regiert und der Puls hoch ist, tun sich Klienten damit sehr schwer. Durch den ständigen Rechts-Links-Wechsel werden beide Gehirnhälften optimal stimuliert. Ziel ist Ausgleich, Harmonisierung, Ruhe. 

Atemübung 4 (einfach): Pika-Pika-Atmung

Diese Übung stammt aus dem hawaiianischen Kulturkreis. Sie verbindet Atmen mit einer Vorstellung. Der Klient atmet über die Nase ein und durch den Mund wieder aus - so dass es hörbar ist. Ich sage immer "Auspusten" dazu. Gleichzeitig stellt er sich dabei vor, ganz oben am Kopf, am eigenen höchsten Punkt, einzuatmen. Den Atem dann mit dem Ausatmen durch den ganzen Körper hindurchzuschicken, bis er ganz unten an den Füßen wieder herauskommt. Das Ausatmen nimmt dabei bildlich gesehen Anspannung, Schmerzen, unangenehme Emotionen wie Wut oder Angst mit. Es erfolgt also eine Art Reinigung. Manchmal zeigen sich Katharsis-ähnliche Zustände mit sehr lautem Pusten. 

 

Diese Übung entlastet. Sie beruhigt. Sie ist sehr flexibel und sogar noch bei Panik oder großen Schmerzen einsetzbar. Durch die tiefe Atmung und das lange Ausatmen wird das parasympathische Nervensystem, unser "inneres Ruheystem" aktiviert. 

 

 

Welche dieser 4 einfachen Atemübungen passt für Deine Klienten am besten? Was hast Du bereits gekannt, was ist neu? Was magst Du selbst am liebsten? Ich freue mich auf Deinen Kommentar.

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Kommentare: 1
  • #1

    Susanne (Freitag, 04 August 2023 13:21)

    Liebe Julia, freut mich als Atemtherapeutin besonders, dass dir beim Anleiten der natürlich individuelle Rhythmus wichtig ist bei deinen Tipps! Herzlich, Susanne