1. Alles beginnt mit Dir - Deiner Einstellung, Deinen Werten
Wofür stehst Du als Hypnoseanwender? Welche Art von Therapeut/Coach bist Du? Was ist Hypnose für Dich? Das alles sollte klar sein, bevor der erste Klient Deinen Raum betritt.
2. Jeder Klient verdient Deine volle Aufmerksamkeit und Achtsamkeit
Schaff Dir genügend Freiraum zwischen zwei Sitzungen. Schaffe Dir ein Ritual für Beginn und Ende jeder Sitzung. Und schränke Terminanfragen, Nachfragen von Bestandsklienten und allgemein die Nutzung von Handy, Email, Social Media etc. in der Zeit während der Behandlungszeit ein.
3. Arbeite nie mit jemandem, wo Deine Intuition schreit "Lass die Finger davon"
Manchmal denkst Du vielleicht von vornherein „Das geht nicht gut“. Hör auf Dein Bauchgefühl und nutze im Anschluss eine kurze Selbsthypnose um den Eindruck zu validieren. Leite den Klienten dann weiter an einen kompetenten Kollegen – und zwar ohne das Gefühl „Ich kann es mir gar nicht leisten, Leute wegzuschicken“. Es wird sich auszahlen.
4. Schaffe Beziehung - dieser Aspekt ist für den Behandlungserfolg entscheidend
Der vorrangige Fokus in den ersten Kontakten sollte auf dem Beziehungsaufbau liegen. Erst dann ist es möglich, dass der Klient Vertrauen schöpft, auch die wirklichen Themen, die oft hinter dem Thema der ersten Anfrage liegen, ausbreitet und sich guten Gewissens in Hypnose begibt. Beziehung macht meiner Meinung nach mehr als Dreiviertel des Erfolgs aus!
5. In der Anamnese legst Du den Grundstein für eine gute Weiterarbeit
Eine ausführliche Anamnese zu machen heißt mehr als drei Fragen zum Symptom zu stellen. In der ersten Sitzung solltest Du einen Eindruck davon bekommen, wer die Person ist, die vor Dir sitzt, was sie ausmacht, was sie belastet, woher sie kommt und wohin sie gehen will. Und das war noch nicht alles. Mein strukturiertes Vorgehen aus 16 Jahren therapeutischer Erfahrung heraus verrate ich Dir im Leitfaden für Dein perfektes Erstgespräch.
6. Der Mensch ist mehr als seine Symptome
Die Symptome sind das Offensichtliche. Uns als Hypnotherapeuten macht aber aus, dass wir den Menschen ganzheitlich sehen: seine Ressourcen, Fähigkeiten, Fertigkeiten. Seine Erfahrungen und Erlebnisse. Und auch das System in dem er steckt. Sei ein Trüffelschwein und versuche herauszufinden: Wo ist etwas ver-rückt?
7. Jeder Mensch trägt all das, was er braucht, um seine Probleme zu lösen, bereits in sich.
Du musst als Therapeut/Coach nicht Ratschläger sein. Du musst nicht Lösungen finden. Du musst nicht heilen. All das kann der Klient selbst. Deine Aufgabe aber ist es, den Zustand zu ermöglichen, indem der Klient das geeignete Handwerkszeug in sich findet und auch benutzen kann.
8. Die Arbeit mit Hypnose darf sich leicht anfühlen - trotz ernster Themen
Ängste, Traumata, Krisen. Da muss man sich doch nach einem Arbeitstag erschöpft fühlen, oder? Ich sage ganz klar Nein! Häufig wirst Du unbewusst oder dissoziiert arbeiten. Das geht häufig für die Klienten viel leichter als sie dachten – ohne Abreaktionen und Zusammenbrüche. Und auch für Dich darf es sich leicht anfühlen.
9. Humor ist eine wichtige Säule des Therapeut-Seins
Ein Witz zur rechten Zeit reguliert das Verhältnis zum Klienten. Macht menschlich. Nimmt Anspannung. Gemeinsam zu lachen ist einfach eine gute Basis. Und keine Sorge: Wertschätzender Humor hat auch wunderbar Platz zwischen Missbrauch und Depression.
10. Passe das Vorgehen dem Menschen an, nicht umgekehrt!
Mach Schluss mit Standard-Vorgehen nach Lehrbuch Seite 70. Presse keinen Klienten in ein vorgegebenes Schema. Analysiere stattdessen genau, wo der Klient gerade steht. Und suche den für die Person passenden Weg.
11. Kreativität ist Trumpf
Die Klientin tut sich schwer zu reden, wenn Du ihr gegenüber sitzt? Dann geh mit ihr spazieren. Der Klient kann mit Entspannung nichts anfangen? Dann wähle eine andere Art der Induktion aus. Trainiere als Coach/Therapeut Deine Kreativität. Nutze in Deinem Vorgehen auch Metaphern, Geschichten und Märchen. Wenn Du Dein Repertoire dazu erweitern möchtest, hol Dir mein Metaphern-Ebook.
12. Manchmal ist der Weg von hinten durch die Brust ins Auge zielführender, als die direkte Variante
Klienten sind oft überfordert und erschreckt davon, wie schnell Hypnose eine Lösung bietet. Viele sind noch nicht bereit dazu, die Konsequenzen aus der neuen Situation zu tragen – denn Veränderung heißt oft neue Entscheidungen zu fällen. Deshalb überlege, ob nicht eine indirekte Lösung auf einem kleinen Umweg zielführender sein kann.
13. Dein Wohlfühlen in Deiner eigenen Praxis ist ansteckend
Deine Behandlungsräume sollten für Dich Wohlfühlräume sein und auch Deinen Klienten Schutz, Geborgenheit, Ruhe und Rückzug bieten. Gestalte sie so, wie es authentisch zu Dir passt. Du wirst sehen, das strahlt zurück. Hier findest Du weitere Tipps zu Deinen optimalen Praxisräumlichkeiten.
14. Mach Dir die Erwartungen Deines Klienten zunutze
Ein Klient erwartet ein Pendel? Dann gib ihm ein Pendel. Er erwartet, sehr entspannt zu sein während der Hypnose? Dann sorg dafür, dass Körper und Geist richtig zur Ruhe kommen. Es gilt der alte Leitspruch „Was nach Hypnose aussieht, verstärkt Hypnose“. Und dazu kommt: Deine Arbeit wird viel erfolgreicher sein, wenn sie die innere Erwartung des Klienten aufnimmt. Ich muss nicht hinzufügen, dass die Anpassung natürlich seine Grenzen hat!
15. Als Hypnotherapeut/-Coach bist Du ein Lernender - jeden Tag!
Jeder Klient ist anders. Von jedem Menschen und jedem einzelnen Prozess können wir lernen, wenn wir uns nur darauf einlassen. Wer das tut, wächst nicht nur als Coach/Therapeut, sondern wird auch als Mensch in seiner Persönlichkeit bereichert.
16. Verkaufe nie jemandem etwas, was er nicht will
Ein Hypnotherapeut überredet niemanden, Hypnose zu machen. Ebenso verkaufen wir nicht mehr Sitzungen als jemand unbedingt braucht. Und man muss auch nicht jedes Trauma jetzt aufarbeiten. Mit manchen Problemen lebt es sich als Klient ganz gut, auch wenn wir als Therapeuten anderer Meinung sind.
17. Pläne sind gut, besser ist es, sich dem Prozess hinzugeben
Es ist sehr sinnvoll, Sitzungen mit dem Wissen aus der letzten gemeinsamen Arbeit heraus vorzubereiten. Allerdings macht es Sinn, den Störungen Vorrang zu gewähren, die sich aktuell beim Klienten ergeben haben, weil er ohnehin mit seiner Aufmerksamkeit dort hängt. Und Themen sowie Ziele dürfen sich auch im Prozess verändern. Go with the flow – solange es zum höchsten Wohl des Klienten ist.
18. Supervision ist ein MUSS, kein "nice to have"
Du wirst täglich mit vielen schwierigen Themen konfrontiert. Das kann schon mal Emotionen wecken. Lies hier beispielsweise über meinen emotionalsten Moment als Therapeutin. Dazu kommt noch Stress, private Schwierigkeiten und vieles mehr. Supervision ist nicht nur für den Therapeuten wichtig, sondern auch und besonders für den Klienten. Denn es sorgt beim Hypnoseanwender für Klarheit und strukturiertes Vorgehen. Erfahre hier mehr über mein Supervisionsangebot.
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Lorena (Samstag, 09 Dezember 2023 22:19)
Liebe Julia,
sehr wichtige Punkte für alle, die sich mit Hypnosystemik und Therapie auseinandersetzen. Ich liebe es so zu arbeiten, es macht einfach so viel möglich. Und ich bin immer wieder erstaunt, dass diese goldenen Regeln (die für mich irgendwie schon selbstverständlich ins Blut übergegangen sind) nicht unbedingt jeder kennt. Daher umso wichtiger, dass du es heir zusammenfasst :) Danke! Liebe Grüße, Lorena