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Warum ich Neid unter Coaches und Therapeuten für völlig unangebracht halte

Warum ich Neid unter Coaches und Therapeuten für völlig unangebracht halte

 

Ja spinnt diese Person? Was ist denn mit der los? Kopfschütteln. Unverständnis. Eindeutiges, ärgerliches Grummeln in der Magengegend. Folgendes ist passiert: Ich scrolle so durch meinen Social Media Account und bleibe an einem Posting mit der Frage hängen: "Wie findest Du Hypnose?". Da hüpft mein Herz und ich tippe voller Inbrunst "Als Hypnotherapeutin und Mentorin für Hypnotherapeuten finde ich es meeeeeega". Es kommt dann zurück, dass das nicht die Antwort auf die Frage war. Hä? Ich schau mir das Posting nochmal an und stelle fest, dass eine Antwort in Emojis gefragt war. Also poste ich welche. Die Antwort darauf: "Showeinlage". Ich bin irritiert und frage nach, wie das gemeint ist. Damit sich mir das Rätsel erschließt, soll ich mir ein Video der Person ansehen. Ich investiere also ein paar Minuten meiner kostbaren Lebenszeit um letztlich vorgeworfen zu bekommen, ich hätte Profil und Beitrag dieser Person genutzt, um mich zu bewerben, mich zu erhöhen. Im selben Post heißt es dann, man solle lernen, eigenen Content zu erstellen und die richtigen Klienten für sich anziehen. Dazu gebe es ein 1:1 Angebot, beginnend mit einer Investition, für die andere einen guten gebrauchten Kleinwagen kaufen. Auf meine Antwort, dass ich das sehr schade finde, es so zu sehen, kam natürlich keine Erwiderung. What the f...? Warum gibt es diesen unsinnigen Neid in der Coaching- und Therapieszene? Dieses geizige Knausern mit Empfehlungen, Erwähnungen, Verlinkungen? Warum denken so viele, dass jemand, der auch Coaching oder Therapie anbietet, automatisch ein Konkurrent ist, der einem die Butter vom Brot kratzen will? 

Die Inhalte dieses Blogartikels

Die Idee vom anderen Coach/Therapeuten als Konkurrenten

Du machst Dich selbstständig. Hast Deine eigene Praxis - vielleicht nur vor Ort, vielleicht auch mit Online-Angeboten. Du weißt: es gibt da draußen jede Menge andere Coaches und Therapeuten. Dein Terminkalender hat noch große Lücken. Du hast Dir noch keinen richtigen Namen gemacht. Menschen wissen noch nicht, dass es Dich und Dein Angebot gibt. Deswegen herrscht auch in Deiner Kasse noch Ebbe. Du nimmst jeden Klienten an, zitterst und bangst, ob heute wohl wieder eine Neuanmeldung hereinkommen wird. In dieser Lage siehst Du Dir an, wer in Deiner Region noch Coaching oder Therapie anbietet. Oh weia - im Umkreis von 25 Kilometern spuckt Dir die Suchmaschine elf Namen aus. ELF! "Wie soll ich da bestehen?", denkst Du Dir. 

 

Du hast das Gefühl, die Anderen nehmen Dir Klienten weg. Bares Geld geht Dir verloren. Du vergleichst Dich. Hast vielleicht nicht so viel Erfahrung. Weniger Ausbildungen. Du fühlst Dich schlecht. Blöde Konkurrenz. Zu allem Übel schaust Du auch noch regelmäßig auf Social Media, wer online mit ähnlichen Themen arbeitet. Und da gibt es jetzt jemanden, der genau Dein Thema vertritt - sehr aktiv. Werbeanzeigen schaltet. Da muss es ja gut laufen, was derjenige allein an Kundenstimmen postet. 

 

Kommt Dir das, was ich in den letzten zwei Absätzen geschrieben habe, bekannt vor? Es handelt sich um ganz klassisches Mangeldenken-Mimimi. Die hat und ich nicht...Jeder Anfang ist schwer. Und ich gebe zu, nicht in die Vergleichsfalle zu tappen, braucht jede Menge Selbstreflexion und Selbstbewusstsein. Umso wichtiger, von Anfang an Supervision für sich zu nutzen. 

 

Wir Menschen sind leider großenteils mit Vergleichen aufgewachsen. Und zwar mit denen der unschönen Sorte - sogenannten Aufwärtsvergleichen. Wir setzen uns in Konkurrenz zu denen, die schlanker, hübscher, intelligenter, smarter, spontaner, selbstsicherer, reicher, gelassener und so weiter sind. Und können dabei nur verlieren. Denn es gibt immer Menschen, die mehr haben und toller sind. Es gäbe aber auch diejenigen, die auf gleicher Ebene stehen oder deutlich schlechter dran sind als wir. Oder aber wir erkennen - vielleicht mithilfe dieses Artikels - dass Vergleiche mit anderen Coaches und Therapeuten völlig überflüssig sind

Warum Neid im sozialen Bereich völlig unnötig ist

"Die bietet auch Coaching an - im selben Ort. Oh nein. Da kann ich gleich wieder zusperren!" Wo Coaching drauf steht, ist nicht immer dasselbe drin. Selbst wo ganz konkret Raucherentwöhnung mit Hypnose drauf steht, können sich zig verschiedene Angebote dahinter verbergen. Jeder Therapeut oder Coach hat eine andere Ausbildung, verfolgt einen unterschiedlichen Ansatz, hat sich auf bestimmte Bereiche besonders spezialisiert. Neidvoll zu vergleichen macht einfach keinen Sinn. Es gibt vielleicht erfahrener, aber nicht besser oder schlechter, nur anders.

 

Dazu kommt, dass es für einen gelungenen Prozess Sympathie und Beziehung braucht. Deshalb suchen einen die Klienten auch nach Persönlichkeit aus. Sie scannen ab, wie man wirkt, wofür man steht. Nicht jeder kann mit jedem. Deshalb ist es auch so wichtig, dass es Vielfalt am Markt gibt. Toll, wenn Du eine Frau bist und in Deinem Ort ein männlicher Coach seine Praxis eröffnet. Es gibt nämlich all denjenigen die Möglichkeit, sich endlich unterstützen zu lassen, die besser mit Männern können. Prima wenn Du gerade erst am Beginn Deiner Selbstständigkeit stehst und es bereits eine erfahrene Kollegin vor Ort gibt. Du bringst frischen Wind und neue Ideen ein und ziehst deshalb Klienten an, die genau das schätzen.  

 

Zu dem Zeitpunkt, an dem ich diesen Artikel schreibe, im Juni 2023, gibt es mehr Menschen denn je, die Coaching oder Therapie in Anspruch nehmen wollen. Einerseits deswegen, weil es mit der Pandemie und ihren gesundheitlichen sowie wirtschaftlichen Folgen unendlich viele Menschen gibt, die sich gerade umorientieren möchten, die depressiv sind, Ängste entwickelt haben oder unter Erschöpfung leiden. Andererseits, weil Angebote viel verfügbarer und leichter nutzbar sind als noch vor wenigen Jahren. Ein stückweit salonfähiger ist es auch schon geworden, sich Unterstützung zu holen. Und durch die Möglichkeit von Online-Sitzungen muss man noch nicht einmal das Haus verlassen. 

 

Kurz und knapp gesagt: Der Bedarf ist riesig. Jeder bekommt ein ausreichend großes Stück vom Kuchen, so dass er gut davon leben kann (unter der Bedinung, dass er weiß, wie man eine erfolgreiche Praxis aufbaut). Und: keiner ist wie Du! Genau für Dich gibt es da draußen die richtigen Klienten. Neid ist unnötig, vergiftet nur die Atmosphäre und macht krank. Also lass es. 

Was Du stattdessen tun kannst

Anstatt Dich in die Email-Liste des vermeintlichen Konkurrenten einzutragen und ständig zu spionieren, was derjenige auf seiner Website anbietet, vernetze Dich einfach mit der Person. Lerne den Menschen hinter dem Angebot kennen. Trefft euch persönlich oder in Zoom. Lotet Möglichkeiten aus, zusammenzuarbeiten. Oder gegenseitig Klienten zuzuweisen, nachdem ihr verstanden habt, was das jeweilige Steckenpferd des Anderen ist. Falls Du Blog, Videos oder Social Media nutzt: Mach doch ein Interview mit Deinem Mitbewerber. Und spare nicht an Erwähnungen und Verlinkungen. 

 

Empfehlung von Kollegen: Besser als unnötiger Neid
In einem Hypnose-Forum fragte ein Mitglied nach einer Empfehlung für Hypnotherapie in München. Es ist für mich selbstverständlich, dass ich meinen lieben, sehr geschätzten Kollegen empfehle.

 

Weil ich selbst mit gutem Beispiel vorangehen möchte, hau ich hier mal ein paar Empfehlungen von Kollegen hinaus:

 

 

Hypnotherapeutin Margit Ennen, Passau: Schon oft habe ich die Kollegin aus der Region weiterempfohlen. Sie bietet nämlich etwas an, was bei meiner Erwachsenen-Fokussierung zu kurz kommt. Kinderhypnotherapie. Und sie ist sogar ausgebildet in therapeutischem Zaubern.

 

Hypnotherapeut Andreas Wolf, München: Er bildet nicht nur für Thermedius in Hypnose aus, sondern leitet auch unter anderem spannende Weiterbildungen im Bereich Hypnose im Zusammenhang mit Spiritualität und Schamanismus. 

 

Hypnotherapeut André Kramer, Luterbach/Schweiz: An ihm schätze ich nicht nur sein großes Fachwissen, sondern auch seine Art, den Nagel genau auf den Kopf zu treffen, was er sowohl im Business Coaching als auch im therapeutischen Bereich seinen Klienten mit Hypnose, NLP, EFT und Biofeedback zeigt. 

 

 

Es heißt ja häufig "Karma is a b....". Ich bin der Überzeugung, dass Achtsamkeit und Kommunikation viel besser funktioniert als Neid und Missgunst im stillen Kämmerlein. Du wirst sehen, es kommt auch etwas zurück - vielleicht nicht direkt, aber doch. Ein Backlink? Eine Empfehlung? Sei gespannt. 

 

Zeig Dich persönlich, authentisch. Sprich über Deine Werte. Über Deine Vision. Was Du auf dieser Welt erreichen möchtest (Hier ist übrigens mein Artikel darüber, was ich als Hypnotherapeutin, Mama und Fellnasenhaberin bewirken möchte). Das hilft potentiellen Klienten dabei, Anknüpfungspunkte zu finden und zu entscheiden, ob sie mit Dir arbeiten möchten. 

 

Statt Neid auf andere Coaches/Therapeuten

 

Und jetzt bin ich gespannt: was ist Deine erste Maßnahme, nachdem Du diesen Artikel gelesen hast? Schreib es gerne in die Kommentare.

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Kommentare: 6
  • #1

    Ulrike Storny (Mittwoch, 07 Juni 2023 17:42)

    Super, Julia, ich bin auch eher für Empfehlungen als fürs Schlechtmachen oder Missgunst untereinander. Ich bin zwar kein Coach oder Therapeut, aber ich hab auch ab diesem Monat eine Blogempfehlung in meinem Monatsrückblick. Weils einfach netter ist.
    Liebe Grüße Ulrike

  • #2

    Julia Georgi (Donnerstag, 08 Juni 2023 11:22)

    Liebe Ulrike. Blogempfehlung im Monatsrückblick finde ich eine tolle Idee. Schreibst Du den verlinkten Leuten dann auch?

  • #3

    Djuke Nickelsen (Donnerstag, 15 Juni 2023 14:16)

    Danke für diesen Beitrag!

    In meiner Coaching-Ausbildung war ein wichtiger Teil des Zertifikats die Antwort auf die Frage "Wer bin ich als Coach?". Wenn diese Frage beantwortet ist, brauche ich nicht neidisch auf andere zu blicken. Wenn ich weiß, wo ich inhaltlich stehe, welche Methoden ich mag, bei welchen Anliegen ich gut unterstützen kann und mit welchen Menschen ich am liebsten zusammenarbeite, dann kann ich auch sehen, wie ich mich von anderen unterscheide.

    Ich arbeite in einer Coaching-Gemeinschaft. wir sind alle selbstständig und "schieben" uns trotzdem immer mal wieder Klient:innen gegenseitig zu, weil wir glauben: Die Person passt vermutlich besser zu dir als zu mir. Wir sehen also auch "Der andere Coach hat etwas, was ich nicht hab". Aber die Haltung dazu ist eine andere. Wertschätzung für das Anders-Sein statt Neid. Ich mag das sehr.

  • #4

    Julia Georgi (Donnerstag, 15 Juni 2023 14:47)

    @Djuke: Ja, diese Frage "Wer bin ich als Coach/Therapeut", beziehungsweise was macht mich aus, unterscheidet mich, was kann nur ich, was ist das Besondere an meiner Arbeitsweise, Beziehungsgestaltung etc. ist eine der ersten Dinge, die ich mit meinen Praxisgründern erarbeite. Und dann geht das ganz leicht mit dem "Kollegen empfehlen". Danke für Deinen wertvollen Kommentar

  • #5

    Danielle Berg (Donnerstag, 15 Juni 2023 21:34)

    Liebe Julia,

    Es ist ein so wichtiges Thema, über das du hier schreibst. Ich denke, es gibt eher zu wenig als zu viele Therapeuten und Coaches und die Themen der Ratsuchenden sind äußerst vielfältig. Zudem kommt, dass nicht jeder Coach zu jedem Coachee passt (und umgekehrt natürlich).
    Bei mir persönlich ist es so, dass ich die Vision von einer Welt habe, in der die Menschen mit mehr Lösungsfokus durch die Welt gehen. Mehr machen statt jammern. Da freue ich mich, wenn andere ein ähnliches Wertesystem und Mindset vermitteln, denn nur gemeinsam können wir die Welt ein kleines bisschen besser machen �
    Liebe Grüße Danielle

  • #6

    Julia Georgi (Donnerstag, 15 Juni 2023 21:45)

    @Danielle : Genau so ist es liebe Danielle. Und "Machen statt Jammern" lebst Du direkt vor. Danke dafür.