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Was ist Trance und was muss ich als Coach/Therapeut darüber wissen?

Was ist Trance und was muss ich als Coach/Therapeut darüber wissen?

 

Bin ich wirklich in Trance? War das jetzt schon tief genug, um zu wirken? Was ist Trance eigentlich? Was kann ich bei meinen Symptomen davon profitieren? Und komme ich da schon wieder raus aus diesem Zustand? Mit solchen Fragen sind wir als Hypnotherapeuten und Hypnosecoaches oft konfrontiert.

 

Ich habe in diesem Blogartikel jede Menge Anwender-Wissen rund um das Thema Trance für Dich gesammelt - basierend auf 12 Jahren Praxistätigkeit. Hier erfährst Du nicht nur, wie ich meinen Klienten Trance erkläre, sondern auch, was zu tun ist, wenn ein Klient nicht in Hypnose geht oder nicht sofort wieder aus der Trance heraus kommt. 

Die Inhalte dieses Blogartikels

Was ist Trance - eine Definition

Trance ist - ganz grundlegend erklärt -  ein möglicher, völlig natürlicher Bewusstseinszustand eines Menschen, der sich unter anderem in einer veränderten Gehirnaktivität zeigt. Trance ist dabei aber weder Schlaf noch Wachsein. Schon die Wortbedeutung (lateinisch transire: sich verwandeln, hingehen, (hin)übergehen, übertreten) zeigt, dass es sich um eine Veränderung zum normalen Alltagsbewusstsein handelt. Während körperlich häufig Entspannung eintritt, ist der Klient geistig aufmerksam und aktiv. 

 

Milton Erickson, der bekannteste Vertreter der modernen Hypnotherapie, beschreibt Trance als einen Zustand, indem vier Dinge erlebt werden können:  "excitement, experiment, experience, enjoyment". Und das gefällt mir deutlich besser als die technische Definition. Trance ist also ein mit Spannung erwarteter Zustand, etwas was im positivsten Sinne Aufregung verursacht. Es ergibt sich darin eine Möglichkeit, Erleben und Verhalten auszuprobieren - völlig gefahrlos. Es lassen sich darin neue Erfahrungen sammeln, die im Alltag weiter angewandt werden. Und - nicht zuletzt - Trance ist in ganz vielen Fällen sehr angenehm.  

 

Schön finde ich auch das Zitat des NLP-Vorreiters Richard Bandler: "Trance ist der Zustand des Geistes, in dem wir uns von unseren alltäglichen Sorgen und Gedanken lösen und uns in die Tiefe unseres Wesens begeben können." 

Daran erkennst Du Trance

Klient in Trance: Trancezeichen
Um von außen zu erkennen, ob ein Klient in Trance ist, gilt es erst einmal, genau zu beobachten: Atmung, Gesichtsausdruck, Muskelspannung und noch viel mehr

 

Trance lässt sich durch genaues Hinsehen von außen beobachten. Du erkennst beim Klienten eine tiefere, ruhigere Atmung. Manchmal siehst Du auch am Hals den Puls, der mit geringerer Frequenz klopft. Du erkennst, dass die Muskeln sich entspannen, dass der Körper in den Sessel oder die Liege hineinzusinken scheint. In einigen Fällen ist deutliches Flattern der Augenlider zu erkennen oder auch Augenbewegungen (ähnlich wie im REM-Schlaf). 

 

Wenn der Klient loszulassen beginnt, ertönen häufig knurrende oder gurgelnde Verdauungsgeräusche aus dem Magen-Darm-Trakt. Auffällig kann auch sein, dass Klienten häufiger schlucken. Immer wieder kommt es vor, dass sich rote Flecken im Gesicht, am Hals und Dekolleté Bereich zeigen, die sogenannten Tranceflecken

 

Benutzt Du Hypnose interaktiv, zeigt sich beim Klienten häufig verlangsamte Reaktion. Das Sprechen kann verändert sein: leiser, verwaschener, zögerlicher. 

 

Im Gespräch mit dem Klienten nach der Hypnose stellt sich oft heraus, dass Parästhesien vorlagen, also dass der Klient in Trance zum Beispiel ein Kribbeln in den Händen hatte, eine Taubheit oder besondere Schwere in den Beinen oder seinen Körper gar nicht gefühlt hat. Dazu zeigen intensivere innere Bilder, zum Teil wie Filme vor dem inneren Auge. 

 

Typische Trancephänomene sind zudem:

  • Dissoziation (zum Beispiel gleichzeitig hier in der Praxis und dort in der Schule vor 20 Jahren als Schulkind sein)
  • Time Shift (zum Beispiel dauerte die Hypnose objektiv 40 Minuten, wird aber vom Klienten nur als 15 Minuten lang eingeschätzt)
  • Amnesie (zum Beispiel der Klient vergisst ganz oder teilweise die Inhalte der Sitzung)
  • Zeitregression/-progression (zum Beispiel der Klient kann zurück in eine frühere, belastende Situation reisen, aber auch in die Zukunft, um zu erleben, wie es sich anfühlt, sein Ziel erreicht zu haben)
  • Anästhesie oder Analgesie (zum Beispiel schmerzender Rücken tut im Moment überhaupt nicht weh)
  • Halluzination (zum Beispiel kann eine Suggestion von einer Fliege auf der Hand ein Kitzelndes Gefühl auslösen) 
  • Katalepsie (Körperliche Starre, zum Beispiel im Arm)
  • Katatonie (Wächserner Muskeltonus, zum Beispiel bleibt Arm in der Luft schweben, wenn er dort hinbewegt wird)
  • Ideomotorik (Unwillkürliche Bewegungen, zum Beispiel der Finger)
  • Hypermnesie (zum Beispiel verbesserte Erinnerung an frühe Kindheitserlebnisse)
  • Trancelogik (zum Beispiel geistige Flexibilität, weil man nicht in Frage stellt, dass sich gerade Dinge widersprechen. Das kritisch-rationale Denken tritt in den Hintergrund)
  • Posthypnotische Reaktion (Suggestionen werden auch über das Beenden der Trance hinaus ausgeführt, zum Beispiel nutzbar, wenn sich das Unterbewusstsein weiter mit einem Thema aus der Sitzung beschäftigen soll und passende Träume schicken soll)

Wie kommt man in Trance?

Der Weg in die Trance ist extrem vielseitig und meine Aufzählung hier erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

 

Einerseits sei erwähnt, dass es die Alltagstrancen gibt, bei denen man eher unabsichtlich in diesen Zustand gerät, zum Beispiel durch monotone Tätigkeiten oder aber durch sehr angenehme Dinge, in denen man völlig aufgeht – Stichwort Flowerleben.

 

Darum soll es hier aber nicht weiter gehen. Denn in der Praxis willst Du als Coach oder Therapeut ja absichtlich Hypnose erzeugen. Aber auch hier gibt es Methoden, die direkt, klar kommuniziert und mit formaler Einleitung daherkommen und eher indirekte Methoden, die sich mit offenen Augen aus dem Gespräch heraus ergeben. Milton Erickson war ein Meister dieser Wachhypnose und Du kannst diese Technik auch benutzen, indem Du Deinen Klienten mit Geschichten, Märchen und Metaphern rund um den Anmeldegrund in Bann ziehst.

 

Suchst Du nach ganz klassischen Induktionsverfahren, dann kommt für Dich Folgendes in Betracht:

·        Blitzhypnose (zum Beispiel die 8-Wort-Induktion)

·        Schnelle Hypnoseeinleitung (zum Beispiel Elman)

·        Blickfixation (zum Beispiel Blick auf Punkt an der Decke richten, 2 Atemzüge Augen offen, 1 Atemzug Augen zu, 2 Atemzüge Augen offen, 2 Atemzüge Augen zu, immer im Wechsel bis 10)

·        Entspannung (zum Beispiel von Kopf bis Fuß alle größeren Muskelgruppen lockern und entspannen)

·        Überladung (zum Beispiel 7+/-2)

·        Ideomotorik (zum Beispiel Arm schweben lassen)

 

Wenn Du mit dem Klienten bereits gearbeitet hast, bieten sich zwei Möglichkeiten an:

·        Erinnern an Trance (Du verbindest den Klienten mit dem körperlichen und geistigen Zustand aus der letzten guten Trance, so dass das System sich erinnert und Trance ganz von selbst entsteht)

·        Verankerung (Du benutzt den Wort-, Berührungs-, Duft- oder Farbanker aus einer vorherigen Sitzung, um Trance zu erzeugen)

 

Wenn Du einen Klienten hast, der Hypnose schon sehr gut kann und auch außerhalb der Sitzungen für sich selbst benutzt, kannst Du ihn auch darum bitten, selbstorganisatorisch im eigenen Tempo mit der am liebsten benutzten Technik per Selbsthypnose in Trance zu gehen. Das geht meist sehr zügig. 

Der Mythos der Tiefe

Ganz häufig kommen Klienten zu mir mit der Erwartung, von mir "mal so richtig weggebeamt" zu werden. Denn in vielen Köpfen heißt tiefe Hypnose wirksame Hypnose. Gut ist es nur, wenn es spektakulär war, wenn ich mich danach an nichts mehr erinnern kann oder ich mich gleich völlig anders gefühlt habe. Gleichzeitig ist aber der Kontrollverlust häufig die größte Angst der Klienten. 

 

Wichtig erscheint mir, diesen Druck als Coach oder Therapeut nicht aufzunehmen. Wir sind keine Zauberkünstler. Auch keine Bühnenhypnotiseure. Und es geht nicht darum, etwas zu beweisen, sondern dem Leidensdruck des Klienten wirksam zu begegnen. Aufklärung im Erstgespräch hilft dabei, keine falschen Erwartungen aufzubauen. Denn niemandem ist damit gedient, wenn ein Klient durch die Praxistür geht und der Meinung ist, dass das, was er erlebt hat, "nicht richtig" war. Mir ist auch wichtig, im Aufklärungsgespräch den Übungseffekt zu betonen. Je öfter man Trance erlebt, desto tiefere Trancezustände sind möglich. Der Klient hat sich an die Situation, das was passiert und meine Stimme gewöhnt, Nervosität abgelegt und Vertrauen gefasst. 

 

Allgemein gilt: Für alle Hypnoseprozesse, bei denen Interaktion stattfindet, wie in etwa die Arbeit mit Ideomotorik oder mit inneren Bildern, sind nur geringe Hypnosetiefen notwendig. Wirklich tiefe Hypnosen wende ich persönlich nur bei Burnout, Schmerzpatienten oder in körperlichen und seelischen Krisenfällen an. 

Was ist in Trance alles möglich?

Der Trancezustand ist sehr vielseitig einsetzbar. Zum einen lässt er sich dazu einsetzen, positive körperliche Effekte zu erzielen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. So lässt sich zum Beispiel die Herzrate senken, der Muskeltonus verringern und der Parasympathikus ansprechen, so dass Ruhe und Entspannung eintritt. 

 

Durch Aktivieren der Vorstellungskraft lassen sich erstaunliche Effekte erzielen. So hilft vorgestellte Kühle dabei, Entzündungen einzudämmen. Oder die Vorstellung, so hoch und weit und leicht zu springen wie eine Gazelle sorgt dafür, dass die eigenen Weitsprungfähigkeiten sich verbessern.

 

In Trance ist es möglich, alte Denkmuster zu durchbrechen und gefahrlos Neues auszuprobieren. Das hilft dabei, die Kontrolle über das eigene Leben wiederzuerlangen. Hilfe dabei ist zum Beispiel die Vorstellung eines inneren weisen Ratgebers.  

 

Weiterhin sorgt Trance dafür, dass die Suggestibilität im Vergleich zum Wachzustand erhöht ist. Dies hilft dabei, Verhaltensänderungen, wie etwa "Nichtraucher werden" zu unterstützen. 

 

Sehr spannend ist auch, kreative innere Suchprozesse anzustoßen. Dies ist zum Beispiel nützlich im Rahmen von beruflichen Neuorientierungen und allgemein gesprochen im Coaching-Bereich. 

 

Trance hilft auch dabei, so genanntes "stilles (implizites) Wissen" nutzen zu können. Also etwas, woran man sich nicht mehr erinnert, was möglicherweise auch gar nicht benannt oder beschrieben werden kann. 

 

Und zu guter Letzt bietet Trance die sehr nützliche Möglichkeit der Regression. Es gelingt also, in frühere Situationen des Lebens zurück zu gehen und dort sanft Traumata zu bearbeiten oder auch für eine Nachbeelterung des inneren Kindes zu sorgen. 

Trance erklären - so mache ich das in meiner Praxis

Im ersten Schritt frage ich die Klienten nach ihrem Bild von Hypnose: Haben sie bereits Hypnose selbst erlebt? Was haben sie bereits irgendwo gelesen, gesehen, gehört? Oder was vermuten sie was es sein könnte und wie es sich anfühlt? Das gibt mir schon einen Hinweis darauf, wieviel und wie ausführlich ich im nächsten Schritt erklären muss.

 

Wenn ich meinen Klienten Trance erkläre, ist mir vor allem wichtig, dass aufgeräumt wird mit Gerüchten, Halbwahrheiten und falschen Erwartungen. Ich achte darauf, Ängste zu nehmen und alle Fragen des Klienten zu beantworten. Durch meine Art der Erklärung nehme ich Abstand von Magie, Macht und Autorität, auch wenn ich weiß, dass so mancher Klient vielleicht genau danach sucht (à la „zauber mir meine Symptome weg in einer Stunde“).

 

Ich erkläre Trance als einen möglichen Bewusstseinszustand des Menschen, anders als Schlaf, anders als Wachsein. Einen Zustand, der meist mit körperlicher Entspannung einhergeht, während der Geist aber klar, wach und sehr fokussiert ist. In dem Zusammenhang nenne ich einige mögliche Trance-Symptome. Ich berichte weiter darüber, dass jeder grundsätzlich in der Lage ist, in Trance zu gehen. Und dass jeder ähnliche Zustände aus dem Alltag kennt, auch wenn er sie nicht so benennt. Dazu nenne ich ein oder zwei Beispiele von Klienten (zum Beispiel Flowerleben beim Nähen).

 

Nun geht es noch darum zu klären, was Trance nicht ist. Dies beantwortet meist die häufigsten Klientenfragen (zum Beispiel „Was ist, wenn ich die Kontrolle verliere?“ oder „Was passiert, wenn ich nicht wieder wach werde?“)

 

Und jetzt wird es spannend: ich gebe kleine Einblicke, was in Hypnose alles möglich sein könnte. Meine Beispiele stimme ich dabei auf die Symptomatik des Klienten ab.

 

Als letzten Schritt gehe ich die Kontraindikationen einer Behandlung durch.

Hilfe mein Klient geht nicht in Hypnose - was tun?

Grundsätzlich halte ich es mit Milton Erickson und sage: Jeder Mensch ist hypnotisierbar, jeder Mensch kann Trance. Jedoch bin ich der Meinung diese Fähigkeit ist kontextabhängig. Passt es mit der Person des Coach/Therapeuten, stimmt der Rapport? Wurde Hypnose gut genug erklärt, so dass sich der Klient vorbereitet und aufgeklärt fühlt? Fühlt sich der Klient im 1:1 Setting, in der Praxis, an dem Sitzplatz sicher (genug)? Möchte wirklich der Klient selbst hypnotisiert werden oder wurde er von jemand anderem geschickt (zum Beispiel einem Partner oder Arzt)?

 

Dann lässt sich festhalten, dass die Hypnotisierbarkeit bei Menschen unterschiedlich ausgeprägt ist. Etwa zwei Drittel sind ausreichend gut hypnotisierbare Menschen. Das restliche Drittel teilt sich in extrem gut und weniger gut hypnotisierbare Klienten. Einen ersten Hinweis darauf bekommt man während der ersten Hypnosesitzung. Es gibt jedoch auch spezielle Testverfahren, die die Hypnotisierbarkeit messen, z.B. die Stanford Hypnotic Clinical Scale for Adults (SHCS, Hilgard und Hilgard 1975), oder den Freiberger Imaginations-, Relaxations- und Suggestibilitätstest (FIRST, Scholz, 2002). Ersteres wird nur experimentell eingesetzt, letzteres wäre auch klinisch einsetzbar. Klar ist jedoch, dass diese Verfahren für die praktische Arbeit mit Hypnose zeitlich viel zu aufwendig wären. 

 

Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass es äußere Einflussvariablen darauf gibt, ob und wie gut jemand in Trance gelangt. So zeigte eine Studie von Agnes Kaiser Rekkas zum Beispiel einen Zusammenhang zwischen hohem Leidensdruck und guter Hypnotisierbarkeit (Kaiser Rekkas (2011): Klinische Hypnose und Hypnotherapie). Auch Kontextvariablen wie etwa das Prestige des Hypnotiseurs zeigen einen Zusammenhang mit tieferer Trance (Godeby et al. 1993) beziehungsweise höherer Hypnotisierbarkeit (Small u. Kramer 1969).

 

Meine persönliche Erfahrung zeigt zudem, dass Trance trainierbar ist. Sind erste Trancen oft noch zu sehr von bewusstem Denken durchzogen, so kann sich eine Hypnose-Audiodatei zum häuslichen Üben sehr positiv auf die Trancefähigkeit auswirken. Allerdings erlebe ich in meiner Praxis auch, dass die Kunst ist, herauszufinden, welche Art von Induktion zum Klienten passt und ihm den Einstieg erleichtert. Nicht jeder ist der "Entspannungstyp". Manche sind mit bildlicher Vorstellung überfordert. Und andere finden Ideomotorik als Einstieg sehr schräg. 

 

Was bei viel denkenden Skeptikern auch helfen kann, ist die Anweisung, sich bitte jetzt noch auf keinen Fall zu entspannen und in Trance zu gehen. Das folgt demselben paradoxen Prinzip wie "Denken Sie bitte auf keinen Fall an einen rosaroten Elefanten" - und schwupps ist er da!

Der Weg zurück ins Hier und Jetzt

Wenn Deine Hypnoseanwendung abgeschlossen ist und Du dem Unterbewusstsein des Klienten etwas Zeit gegeben hast, alles Wichtige aus der Sitzung zu speichern, kannst Du die Trance ausleiten.

 

Achte dabei darauf, denselben Weg einzuhalten, auf dem Du den Klienten in Trance geführt hast. Sprich: Du bist mit dem Klienten über sechs Stufen tiefer in Ruhe und Entspannung gegangen? Dann führe ihn über sechs Stufen wieder hinauf in einen wachen, klaren Zustand. Du hast von 10 bis 1 gezählt? Zähle nun von 1 bis 10.

 

Du hast mit Regression gearbeitet? Dann stell sicher, dass der Klient sich nach Ausleitung wieder in seinem Erwachsenen-Ich-Zustand befindet, möglicherweise positiv verändert oder ergänzt durch einen Kind-Anteil, der ihn ab sofort bewusst begleitet.

 

Wichtig ist, entstandene Trancezeichen wieder zurückzunehmen. Achte darauf, dass Atmung und Herzschlag sich wieder auf normale Wachwerte stabilisieren. Dass der Körper wieder einen angenehmen Wach-Muskeltonus annimmt und überall beweglich ist. Orientiere den Klienten zeitlich und räumlich zurück ins Hier und Jetzt. Benutze dabei Deine Stimme als Leitlinie. Lass sie im Verlauf der Ausleitung kräftiger, lebendiger und etwas lauter werden.

 

Mach Dir bewusst, dass die Zeit nach der Ausleitung sehr sensibel ist. Klienten sind die nächsten Minuten sehr suggestibel. Achte darauf, was Du wie sagst und zerrede nichts. Stelle aber in einem kurzen Gespräch sicher, dass der Klient völlig rückorientiert ist und achte darauf, wie es ihm geht. Manchmal braucht es ein bisschen Anlaufzeit, bis der Klient gut die Augen offen halten, spricht und der Kreislauf so stabil ist, dass aufgestanden werden kann. Plane diese Zeit immer fest in den Ablauf einer Sitzung ein, um beiden Parteien Stress zu ersparen. 

Was mache ich, wenn mein Klient nicht gleich wieder aus der Trance herauskommt?

Wahrscheinlich hat jeder, der mit Hypnose arbeitet, das schon einmal erlebt. Man leitet aus und der Klient ist immer noch in Trance. Keine Regung, Augen zu. Als allererstes ist wichtig, dass Du ruhig bleibst. Nicht in Hektik oder Panik verfallen. Nimm selbst ein paar tiefe Atemzüge.

 

Frag Dich als Erstes kurz, ob einer dieser vier Fehlerteufel sich eingeschlichen hat:

 

Fehler Nr. 1: Du hast von 10 bis 1 nach unten gezählt statt von 1 bis 10 nach oben. Sprich: der Klient ist tiefer gegangen, so wie Du es in der Tranceeinleitung erklärt hast.

Fehler Nr. 2: Du hast mit gleichbleibender „Entspannungsstimme“ gesprochen. Das fördert Ruhe anstatt Zurückkommen.

Fehler Nr. 3: Nach der eigentlichen Hypnoseanwendung hast Du dem Unterbewusstsein keine „Speicherpause“ gegönnt.

Fehler Nr. 4: Du hast dem Klienten zu wenig Zeit für den Rückweg gegeben, hast zum Beispiel nur von 1 bis 3 gezählt, was häufig vor allem bei tiefen Trancen nicht ausreicht.

 

Und nun könntest Du so vorgehen:

·        Verbinde Dich über den Atem mit Deinem Klienten. Atme in seinem Rhythmus ein paar Atemzüge lang mit.

·        Leite erneut aus. Achte dabei darauf, dass Du eine möglichst ausführliche Reorientierung machst (Körper auf Stuhl oder Liege wahrnehmen lassen, Geräusche rund um die Praxis hören lassen etc.) Leite diesen Prozess auch mit Deiner Stimme. Werde lauter, energetischer.

 

In den allermeisten Fällen wird nun der Klient wieder zurück sein. Ist er es nicht, gibt es je nachdem, wieviel Zeit Du noch hast zwei Möglichkeiten.

 

1.      Wenn Du noch ein paar Minuten Zeit hast, kannst Du das Unterbewusstsein des Klienten über Ideomotorik fragen, ob es noch etwas zu klären gibt, bevor der Klient die Trance verlässt. Wenn ja, könntest Du fragen, ob das auf die nächste Sitzung verschoben werden darf, während das Unterbewusstsein schon einmal alles vorbereitet.

2.      Falls die Sitzung bereits am Ende angekommen ist und möglicherweise schon der nächste Klient wartet, kannst Du noch einmal von 1 bis 3 zählen und ankündigen, dass Du den Klienten bei 3 berührst und der dann die Augen öffnet. Berühre ihn an der Schulter, rüttle ganz sacht. Betone, dass alles, was sich gut anfühlt, auch über die Trance hinaus bleiben darf (zum Beispiel Ruhe).

 

Ich kenne keinen Fall, auch nicht aus der Erzählung von Kollegen, bei dem über diese Maßnahmen hinaus Trance bestand. 

Julia Georgi Hypnotherapie Supervision für Hypnotherapeuten und Hypnoseocoaches

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