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Zeit zu schreiben - ein Selbstversuch

Zeit zu schreiben: ein Selbstversuch

 

Schreiben rockt. Ich liebe es, mit Worten Welten zu kreieren. Zu erklären. Zu unterhalten. Zu motivieren. Gedanken anzustoßen. Lacher zu produzieren. Schreiben ist für mich höchste Authentizität. Ausdruck der eigenen Persönlichkeit in allen Facetten. Schreiben ist aber auch Business. Mit keiner anderen Methode lässt sich besser über mein Herzensthema Hypnose aufklären und nirgends so einfach Coaches und Therapeuten kompakt informieren. Schreiben bedeutet für mich aktuell vor allem Bloggen. Im Juni 2023 habe ich einjähriges Blogiläum gefeiert. In diesem Jahr konnte ich viel erreichen. Aber ich gebe zu: Zeit zum Schreiben zu finden ist nicht immer einfach...

Die Inhalte dieses Blogartikels

Meine Schreib-Hindernisse

Keine Zeit fürs Schreiben zu haben hat im Grunde entweder damit zu tun, dass man sich ablenken lässt. Falsche Prioritäten setzt. Schwierigkeiten damit hat, sich abzugrenzen. Oder das Schreiben -  und damit auch sich selbst -  einfach nicht wichtig genug nimmt.

 

Hier (mit einem Augenzwinkern) ein paar meiner Gründe, warum ich häufig nicht schreibe beziehungsweise denke nicht schreiben zu können:

  • Mamaaaa, spielst Du mit mir?
  • Ich schlafe nach einem 12 Stunden Arbeitstag auf der Couch ein, bevor ich meinen Laptop aufklappen kann.
  • Es kommt "Grey´s Anatomy" im Fernsehen. Das ist meine Lieblingsserie.
  • Urgh. Ein Zahnarzttermin.
  • Das Wetter ist so schön. Da gehe ich lieber raus in die Natur.
Lastenfahrrad
Blauer Himmel, ein wunderschöner Tag. Da zieht es mich raus ins Grüne. Ab aufs Fahrrad. Eine Runde durch den Wald. Ein Spaziergang zur Pferdeweide. Zu verführerisch ist es, den Laptop zugeklappt zu lassen. Aber Schlechtwetter-Schreiber kommen nicht weit.
  • Ich bin gerade nicht so kreativ.
  • Mamaaaa, im Schrank sind keine Socken mehr.
  • Ich muss erst noch ein Telefonat mit einem Klienten führen.
  • Ich muss noch eine Instagram-Story erstellen - nicht dass der Algorithmus mich abstraft.
  • Schatz, was gibt es heute zum Essen?
  • Eines meiner Kaninchen muss zum Tierarzt.
  • Ich würde gerne über xy schreiben, aber zuerst sollte ich eine Keywordrecherche machen.
  • Ich habe 35 Blogartikel-Entwürfe - womit fange ich an?
  • Nur noch schnell auf den Facebook-Kommentar antworten.
  • In meiner wertvollen Freizeit habe ich gerade viel mehr Lust auf Klavier spielen, Nähen oder Backen. 
  • Mädels-Abend? Ja, gerne. Wann treffen wir uns?

Na, kennst Du etwas davon?

Schreibroutinen, die für mich gar nicht funktionieren

Der Markt ist voll von Empfehlungen rund ums Schreiben. Diese zwei Ansätze haben für mich nicht funktioniert:

  • Täglich mindestens 1000 Wörter. Grundsätzlich finde ich den Ansatz, täglich zu schreiben, sehr gut. Da kommt man nicht aus dem Tritt. Und Übung macht den Meister. Aber was mich gestört hat, ist der Fokus auf Quantität. Wie viele Wörter habe ich jetzt schon? Wieviel muss ich noch? Das gefällt mir genauso wenig wie Kalorienzählen.
  • Für eine gewisse Zeit (ein Tag, ein Wochenende) aus dem Alltag ausklinken und in der Zeit konzentriert schreiben. So empfiehlt es zum Beispiel Cal Newport in seinem Bestseller "Konzentriert arbeiten: Regeln für eine Welt voller Ablenkungen". Ich stimme ihm völlig zu, dass das ideal wäre. Aber ich bin Mama eines Kindergartenkindes. Da kann ich mich nicht einfach verbarrikadieren und Tage am Stück schreiben. Und wer würde sich in der Zeit in meiner Hypnose Praxis um die Klienten kümmern? Also: grundsätzlich toll, passt aber nicht zu meinem Leben. 

Was mir hilft, regelmäßig zu schreiben

Ich habe einen Traum. Der steht auch auf meiner Löffelliste. Ich möchte mein eigenes Fachbuch veröffentlichen. Diese Vision davon, wie ich das frisch gedruckte, erste Exemplar meines eigenen Buches in der Hand halte, treibt mich an, zu schreiben - egal wie voll gepackt mein Alltag ist. 

 

Was mir auch dabei hilft, Zeit zum Schreiben zu finden, ist das Wissen darum, dass ich nur gut bin im Schreiben, wenn ich regelmäßig schreibe. Alleine im letzten Jahr hat sich mein Stil sehr geschärft. Meine Schreibe verbessert. Und es darf sich noch weiter entwickeln. 

 

Ich schreibe dort am besten, wo ich mich wohlfühle. Zu Hause habe ich mir zum Beispiel meinen Arbeitsbereich neu gestaltet. Umgeben von Büchern. Sehr anregend finde ich es aber auch, an anderen Orten zu schreiben. Zum Beispiel im Café. Andere Umgebung, andere Inspiration, andere Texte. Dazu versuche ich einmal pro Monat einen Auswärts- Schreibnachmittag einzuplanen. 

 

Mir helfen feste Routinen: Immer montags veröffentlicht "Sympatexter" Judith Peters das Blogthema der Woche in "The Content Society". Das ist eine bunte, motivierende Gemeinschaft toller Frauen und Unternehmerinnen, die sich dem Ziel verschrieben hat, einmal pro Woche einen brandneuen Blogartikel zu veröffentlichen. Montag ist deshalb der Tag, an dem ich zumindest eine Themenauswahl treffe und die ersten paar Worte oder Zwischenüberschriften eines Blogartikels festlege. Das Commitment, zu veröffentlichen, hilft dabei, sich die Zeit zu schreiben zu nehmen. 

 

Schreibzeit fest in den Terminkalender einzuplanen finde ich auch hilfreich. Ob die Kreativität dann reicht, um zu bloggen oder ob es nur eine kleine Email wird oder ein Türchen im Adventskalender "Must-have Tools für Coaches und Therapeuten", ist dann ja egal. 

Neue Morgen-Schreibroutine - ein Selbstversuch

Wecker auf 6 Uhr: Neue Morgenroutine
Normalerweise bin ich eher ein Abend-Mensch. Morgens rauszukrabbeln fällt mir sehr schwer. Ob ich mich morgens wohl auch konzentrieren kann? Kreativ sein kann? Ob es mir einen Profit bringt, in der Stille des morgens ungestört zu schreiben?

 

1000 Ideen und trotz aller schon vorhandenen Hilfestellungen, genug Zeit zu finden, zu wenig davon. Deshalb teste ich seit einer Woche etwas ganz Neues. Ich stehe nun morgens eine halbe Stunde früher auf. Und das obwohl ich überhaupt kein Morgenmensch bin. Mit dem frühen Vogel stehe ich normalerweise auf Kriegsfuß. Nach dem Duschen und Anziehen koche ich mir einen duftenden Milchkaffee. Danach zücke ich meine mit goldenen Lettern verzierte Kladde und beginne damit, fünf Minuten zu einem spontan gewählten Thema automatisch zu schreiben. Meist geht es um Themen wie "Was ist mir heute besonders wichtig" oder "So achte ich heute auf mich" oder "So starte ich heute gut in meinen Tag". Ich denke nicht nach, sondern lasse alles, was kommt, aus meinem Stift fließen. In den fünf Minuten ist das in etwa eine DIN A 5 Seite voll. Immer wieder spannend, wo das Unterbewusstsein einen hinschreibt. Und wie auf zauberhafte Weise Klarheit entsteht. 

 

Im Anschluss daran öffne ich meinen Blog und schreibe 25 Minuten lang an einem aktuellen Projekt. Das muss nicht jeden Tag das Gleiche sein. Ich wähle danach aus, was mir gerade am leichtesten fällt um sechs Uhr morgens. Je nachdem, ob ich einen Fachartikel, der viel Recherche benötigt, oder einen persönlichen Artikel schreibe, komme ich natürlich unterschiedlich weit. 

 

Um Punkt halb sieben - also nach 30 Minuten - schließe ich meine Morgen-Schreib-Routine ab - und bereite das Frühstück für meine Tochter vor. 

Frühmorgens schreiben - mein Fazit nach einer Woche

  • Das automatische Schreiben ist ein hervorragendes Schreib-Warm-up und hilft mir gleichzeitig, meinen Tag positiv zu starten und mit Achtsamkeit beziehungsweise einem bestimmten Fokus oder Motto in den Tag zu gehen. Das werde ich auf jeden Fall beibehalten.
  • 25 Minuten zu schreiben ist schon sehr knapp. Besonders dann wenn es um ein Fachthema geht, das Recherche braucht. Ich benötige doch ein bisschen Anlauf um so richtig im Thema zu sein. Leichter fällt es mir, morgens persönliche Blogartikel wie etwa den Artikel über meine drei wichtigsten Werte oder Listicles wie etwa den Artikel "16 entscheidende Tipps für gelungenen Beziehungsaufbau in Coaching und Therapie" zu schreiben. Ich werde mal probieren, ob es mir gelingt, noch ein bisschen früher aufzustehen und die Schreibzeit somit auf 40 Minuten zu erweitern. 
  • Die entstandenen Texte unterscheiden sich hinsichtlich der Qualität nicht von zu anderen Uhrzeiten entstandenen Abschnitte. 
  • Innerhalb einer Arbeitswoche (Montag bis Freitag) ist ein kompletter Blogartikel mit etwa 2500 Wörtern entstanden. Das entspricht Schreibeinheiten von 500 Wörtern.
  • Insgesamt kann ich dieses Schreib-Date mit sich selbst am Morgen sehr empfehlen. Auch für Morgen-Muffel wie mich. Es ist ruhig. Ablenkungsarm. Bringt einen täglich ein Stück weiter. Und schon nach zwei Tagen habe ich mich darauf gefreut, den Morgen so zu starten. Achtsam und produktiv!

 

Dieser Blogartikel ist ein Beitrag zur Blogparade "Zeit zu schreiben" von Textgefährtin Meike Blatzheim.

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Kommentare: 2
  • #1

    Meike Blatzheim (Samstag, 23 September 2023 09:32)

    Das klingt nach einem sehr coolen Experiment! Schön, dass dich meine Blogparade dazu motivieren konnte :-)

  • #2

    Marita Eckmann (Sonntag, 01 Oktober 2023 15:21)

    Liebe Julia,
    vielen Dank für Deinen Kommentar auf meinem Blog. Ich habe Deinen Blogartikel mit großer Neugierde gelesen. Was bei mir tatsächlich auch nicht funktioniert, sind so Dinge wie "1000 Worte pro Tag, eine Stunde pro Tag, immer morgens usw.". Ich ticke so einfach nicht. Ich bin eine komplett intuitive Schreiberin und die Idee für zum Beispiel einen Blogartikel kann mich irgendwann unterwegs "überfallen", dann notiere ich sie kurz und beginne mit dem Schreiben, wenn die Energie da ist. Das Wichtigste ist, finde ich, ein Ziel. Dein Buch, zum Beispiel. Für mich ist Schreiben ein Bewusstmachungsprozess, Selbstreflexion, eine Möglichkeit, meine Leben zu dokumentieren und kreativ zu sein. Ich komme dann in einen meditationsähnlichen Zustand und bin dann "nicht von dieser Welt".

    Ich freue mich jetzt schon auf Dein Buch. Laß mich gerne weiterhin an Deiner Schreib-Erfahrung teilhaben. Die Morgenseiten funktionieren bei mir übrigens nur temporär ;-)

    Liebe Grüße und weiterhin viel Freude am Schreiben!
    Marita