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23 entspannte Möglichkeiten, eine Hypnosesitzung zu beginnen

23 entspannte Möglichkeiten, eine Hypnosesitzung zu beginnen

 

Gestelzte Worte. Standardphrasen. Ein ruckeliger Beginn. Welch Horrorvorstellung, wenn ein Gespräch mit Deinem Klienten schon stockt, bevor es richtig begonnen hat. Coaching und Therapie lebt davon, den Klienten dort abzuholen, wo er gerade steht. Beziehung aufzubauen. Da passt es nicht, irgendwie zu starten. Es braucht Icebreaker. Entspannte Möglichkeiten, eine Hypnosesitzung zu beginnen. Zum Thema zu kommen ohne mit der Tür ins Haus zu fallen - das ist die Kunst. Hier zeige ich Ideen, mit denen ich in meiner Praxis bisher gute Erfahrungen gemacht habe. 

  1. Das Wetter. Es ist besonders schön oder besonders regnerisch? Mit einem Satz wie "Sie haben ja heute wunderbaren Sonnenschein mitgebracht." oder "Ich hoffe Ihr Auto steht bei diesem Regenwetter nicht weit entfernt heute." startet man völlig gelassen und erfährt vielleicht schon etwas darüber, wie die Person sich fühlt. (" Hören Sie bloß auf mit dem Regenwetter. Da merke ich mein Rheuma wieder stark.")
  2. Der Weg in die Praxis. Wie ist der Klient hergekommen? Auto? Selbst gefahren? War das störungsfrei?
  3. Ein aktuelles Weltgeschehen. Nimm Bezug auf ein Ereignis, das man gar nicht übersehen oder überhören konnte, selbst wenn man nicht dreimal täglich Nachrichten ansieht. Achte aber darauf, dass es nicht zu politisch oder katastrophisierend wird (zum Beispiel Covid, Krieg). Es darf auch leicht gehen und ein positives Ereignis sein (zum Beispiel Fußball-Weltmeisterschaft, Frankfurter Buchmesse, Oktoberfest).
  4. Ein regionales Ereignis. Eine große Baustelle. Das Volksfest. Oder bei mir in der Praxis beliebt: das große Golfturnier, das wieder jede Menge Promis nach Bad Griesbach schwemmt. 
  5. Aktuelle Befindlichkeit. Wie häufig wird man schon ganz ernsthaft danach gefragt, wie es einem geht? Zumeist rechnet sowohl der Fragende als auch der Gefragte damit, dass nur eine Floskel wie "Alles gut bei mir" als Antwort erwünscht ist. Frag Deinen Klienten, wie er heute hier ist. Wie es ihm gerade geht. Ganz ernsthaft. 
  6. Rückfrage Befindlichkeit. Manchmal spielen uns die Klienten auch eine Karte zu und fragen, wie es uns gerade geht. Mein Umgang damit: Ich nehme diese Frage ernst und beantworte sie in mehr als einem Wort. Ich spreche also über Persönliches ohne dabei zu privat zu werden oder mir ausufernd Zeit dafür zu nehmen. Ich denke, der Klient hat ein Recht darauf, einschätzen zu können, wie ich heute für ihn da sein kann. 
  7. Kreative Selbstbeschreibung. Etwas, was mir richtig Freude macht, sind kreative Techniken, die gleich eine Ebene tiefer gehen und einen Bezug zum Thema schaffen. So zum Beispiel folgende Technik: "Beschreiben Sie sich selbst, so wie sie gerade sind, mit 3 Worten". Das ist keine allgemeine Frage, wie sie in einem Vorstellungsgespräch gestellt wird. Sondern sehr spezifisch auf den Moment zugeschnitten. Es bringt auf den Punkt, was gerade los ist, ohne zehn Minuten über die letzten beiden Wochen zu erzählen. 
  8. Eine Karte ziehen lassen.  In meiner Schublade befinden sich mehrere verschiedene Karten-Sets. Selbst hergestellte und gekaufte Karten. Zum Teil sind Bilder darauf, ein Wort oder ein kurzer Spruch, eine Frage. Das lädt den Klienten dazu ein, Verbindung zu sich und den eigenen Themen herzustellen. Beispiel: Jemand zieht die Wortkarte "Vertrauen". Dann könnte ich fragen: "Was hat das Wort Vertrauen gerade mit Ihnen und Ihrem Leben zu tun?". Die Antwort könnte sein: "Mit Vertrauen habe ich grundsätzlich ein Problem. Es gibt niemanden, dem ich zu 100 Prozent vertraue. Ich verlasse mich nur auf mich. Aber das ist sehr anstrengend. Ich würde das gerne ändern. Gerade in meiner Partnerschaft ist das der Dauerbrenner." Steilvorlage, zumal diese Klientin da ist auf Grund von Konflikten mit ihrem Partner.
  9. Zitat des Tages. Dazu gibt es Kalender oder Internet-Generatoren. Perfekterspruch.de spuckt mir für heute zum Beispiel aus: "Die höchsten Türme fangen beim Fundament an" (Thomas Alva Edison). Und was ist das Fundament des Klienten?
  10. Glückskeks ziehen. Eine Variante vom Zitat des Tages ist der online ziehbare Glückskeks. Mein heutiges Ergebnis will ich Dir auch nicht vorenthalten: "Die Vorstellungen sind die Quelle der Irrtümer, weil sie nicht die Wirklichkeit sind." (Thich Nhat Hanh). 
  11. Im Dezember: Adventskalender-Türchen öffnen lassen. Bei mir in der Praxis gibt es von jeher einen Adventskalender für meine Klienten. Manchmal durfte nur der erste Klient das Türchen öffnen. Manchmal war für jeden Klienten etwas im Säckchen. Egal ob eine Mandarine, Schokolade, ein Spruch oder ein Kugelschreiber: bisher ist das immer wunderbar angekommen. Und es katapultiert die Menschen direkt in die Kindheit zurück, wo viele zuletzt diese Neugierde und Spannung eines Adventskalenders erlebt haben. Praktisch vor allem dann, wenn wir mit Regression arbeiten wollen und ohnehin das innere Kind für unsere Arbeit brauchen. 
  12. Klangschale: Ein schönes Ritual zum Ankommen ist es, ein paar Klänge der Klangschale an den Beginn der Sitzung zu stellen. So kann sich der Klient sammeln. Sortieren. Hineinspüren. Das ermöglicht oft einen intensiveren, klareren Beginn als der fliegende Start direkt aus dem Alltag weg.
  13. Musik zum Ankommen: Auch das habe ich schon ausprobiert. Die ersten zwei Minuten läuft Entspannungsmusik. So kann der Klient in aller Ruhe ankommen, es sich auf dem Sessel bequem machen. Ich habe aber auch erlebt, dass es für manche schwierig sein kann, die "Stille" auszuhalten. Dass es eher Druck erzeugt hat, so absichtslos da zu sitzen. Dieser Start ist also Abwägungssache.
  14. Eine Atemübung: Ein Phänomen unserer stressigen Zeit ist, dass viele nicht in den Bauch atmen (können). Um sich mit sich selbst zu verbinden, kann es sinnvoll sein, mit einer kleinen Atemübung zu starten. Nachdem man die ja demonstriert und so automatisch mit macht, profitiert man als Coach/Therapeut auch gleich selbst. 
  15. Frage: Was war das Schönste, was Sie bisher heute erlebt haben? So lenkst Du den Fokus direkt auf das Positive - egal wie schwierig das Thema ist, warum jemand bei Dir ist. Du regst Reflexion an - aber auf die leichte Art. Natürlich nicht zu empfehlen bei stark depressiven Klienten. 
  16. Frage: Warum ist es gut, dass Sie heute da sind? Diese Frage lenkt direkt zum Thema und vergegenwärtigt, welches Bedürfnis der Klient gerade hat, was er braucht. Sich mitteilen, entlasten, einen Erfolg teilen? Braucht er Bestätigung, Unterstützung bei einer bestimmten Herausforderung? Ist heute ein besonders schlechter Tag? Im besten Falle bestätigt die Antwort auf diese Frage auch gleich die therapeutische Beziehung à la "Ich vertraue Ihnen. Ich bin da weil...und bin der Auffassung, hier richtig zu sein. Ich brauche von Ihnen....".
  17. Frage: Hat nach dem letzten Mal etwas nachgearbeitet? Diese Frage stelle ich sehr gerne um festzustellen, ob ein Klient sich über die Sitzung hinaus mit Themen befasst oder ob er sich lieber "bespaßen" lässt. Ich kann so herausfinden, ob er gedanklich um ein bestimmtes Thema gekreist ist, was meistens Hinweise für eine Weiterarbeit gibt (Häufig geht es um zugrundeliegende Lebensskriptsätze). Ganz häufig ist diese Frage auch der Startschuss, dass Klienten mir von nächtlichen Träumen erzählen, die ich als wertvolles Hilfsmittel des Unterbewusstseins sehr schätze und oft in meine Arbeit einbeziehe.
  18. Frage: Welche drei wichtigen Dinge sind seit der letzten Sitzung passiert? Dieser Start ist perfekt, um ausufernd erzählende Klienten etwas zu begrenzen und mehr Fokus zu ermöglichen. Nur drei Dinge. Möglichst kompakt zusammengefasst. Stopp. Oft werden an diesem Punkt irgendwelche Familienfeiern, persönliche Fortschritte oder Rückschritte in Bezug auf das Thema benannt. 
  19. Frage: Was ist Ihnen für die heutige Sitzung besonders wichtig? Das stellt sicher, dass man als Coach/Therapeut nicht an einem aktuellen Bedürfnis vorbei arbeitet. Vielleicht braucht der Klient gerade Entspannung, obwohl unser vorbereiteter Punkt auf der Agenda wäre, tiefer ins Thema einzusteigen. Achte aber auch darauf, ob das aktuelle Bedürfnis einem Widerstand entspringt. Ich kenne einige Klienten, die von Thema zu Thema springen oder ablenken, wenn sie merken, die Therapie kommt zum Punkt. Jetzt würde es ums Eingemachte gehen. Jetzt steht die Veränderung an. Deshalb gilt es da, genau hinzusehen.
  20. Besprechung der Hausaufgabe: Bei mir gibt es häufig Hausaufgaben am Ende einer Sitzung. Ich möchte, dass sich die Klienten auch draußen mit sich beschäftigen. Dass das Erleben aus der Sitzung in den Alltag hineingetragen wird. Dass Dinge ausprobiert werden. Und vor allem, dass man es sich wert ist, sich Zeit für eine Aufgabe freizuschaufeln, die der eigenen Entwicklung dient. "Habe ich vergessen" bildet dabei einen mindestens so guten Gesprächsaufhänger wie der Inhalt der Aufgabe. 
  21. Anknüpfen an das Ende der letzten Sitzung: Hier eröffne ich die Sitzung. Formuliere noch einmal, wo wir stehen geblieben sind beim letzten Mal. Was das Thema und das Ergebnis der Sitzung war. Welche Fragen daraufhin offen geblieben sind. Das schließt die Lücke. Ermöglicht einen Direkteinstieg, weil der Klient thematisch, aber auch emotional anknüpfen kann. Ja manche sind daraufhin sogar direkt wieder in einem tranceähnlichen Zustand. Erinnerung an Hypnose macht Hypnose. 
  22. Eine Frage, die mich in der Woche beschäftigt hat: Zum Beispiel habe ich letzte Woche in Vorbereitung auf meinen Blogartikel einige Klienten gefragt: "Was können wir von Kindern lernen?". Dieser Einstieg gefällt mir sehr gut, weil er wertschätzend klar macht, dass Coach/Therapeut und Klient auf einer Ebene stehen. Dass mich die Meinung des Gegenübers wirklich interessiert. Auch über das eigentliche Thema hinaus. 
  23. Ein Detail, das ich wahrnehme: Hat der Klient auffällige neue Kleidung, einen neuen Haarschnitt, plötzlich eine Brille, eine tolle Tasche dabei? Auch hier geht es darum, aufmerksam zu sein. Den Anderen wahrzunehmen. Wertschätzung zu zeigen. Und vielleicht ist dieses Detail sogar Teil der Entwicklung in der Therapie?
Neues am Klienten wahrnehmen
Erst kürzlich hatte ich eine Klientin, bei der ein Therapiefortschritt ganz deutlich an ihrer Kleidung zeigte. Sie machte sich mit einer pinken Jacke sichtbar.

Erst kürzlich hatte ich eine Klientin, bei der sich der Therapiefortschritt an der Kleidung zeigte. Sie machte sich durch eine knallpinke Jacke sichtbar.

Was davon soll ich nun auswählen? Das, was zum Klienten passt. Das, was zu eurer gemeinsamen Beziehung passt. Das, was dazu passt wie lange ihr schon gemeinsam arbeitet. Und Deine Auswahl wird auch davon abhängen, wieviel Persönliches Du preisgeben möchtest. Zu meinem Stil gehört es, mit Klienten - wo es passt und nützlich ist - über Persönliches zu sprechen. Das heißt nicht, private Dinge zu verraten. Sondern nur, nahbar zu sein. 

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