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Hypnose Glossar A bis E- Begriffe rund um Hypnose einfach und schnell erklärt

Hypnose-Glossar A bis E

 

Dieser Artikel versteht sich als Nachschlagewerk für Begriffe rund um Hypnose. Hier werden Begriffe wie Amnesie, Blickfixation, Convincer oder Esdaile-Zustand erklärt. Klar und kompakt. Los geht es mit dem ersten Teil des Hypnose Glossars (Buchstabe A bis E). 

 

Die Inhalte dieses Blogartikels

Abreaktion

Entladung psychischer Anspannung mit dem Ziel der Entspannung und Entlastung des Körper-Seele-Geist-Gefüges. Oft fallen in dem Zusammenhang auch die Begriffe Katharsis oder Reinigung. Tritt oft dann auf, wenn der Zustand des Klienten es zulässt, dass Verdrängtes bewusst wird. Sieht meist von außen sehr beeindruckend aus, weil es zum Beispiel mit exzessivem Weinen einhergeht.

Affektbrücke

Verbindung zwischen einem aktuell vorhandenen Thema (z.B. Spinnenphobie) und einer in der Vergangenheit liegenden emotionalen Ausgangssituation (z.B. ängstigende Situation mit einer Spinne im Alter von vier Jahren). Über Regression gelangt man zur allerersten Ursache einer aktuellen Symptomatik zurück und kann diese mit Hypnosetechniken bearbeiten. 

Alltagstrance

Tranceähnliche Situation, die wir täglich im Alltag erleben können. Beispiel: Du gehst völlig in einer Tätigkeit auf und hörst nicht, dass Dein Partner schon zweimal Deinen Namen gerufen hat. Wird gerne zur Erklärung von Hypnose benutzt, um zu verdeutlichen, dass jeder grundsätzlich dazu in der Lage ist, Trance zu erleben. 

Amnesie

Unfähigkeit, sich an vergangene Dinge innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu erinnern. In Bezug auf Hypnose besteht manchmal die Unfähigkeit, sich daran zu erinnern, was während der Trance gesagt oder bearbeitet wurde. Dies entsteht häufig bei tiefen Trancen (Klienten nennen das häufig "ganz weg sein") oder bewusst vom Coach/Therapeuten gewollt, wenn das Unterbewusstsein Prozesse weiter bearbeiten soll, ohne dass das Bewusstsein dazwischengrätscht und dies stören könnte.

Analgesie

Veränderung des Schmerzempfindens durch Hypnose. Dabei gibt es verschiedene Abstufungen - von schmerzgelindert über spüre was, ist mir aber egal bis schmerzfrei. Anwendung findet dies vor allem bei chronischen Schmerzklienten und im Akuteinsatz wie zum Beispiel vor ambulanten Eingriffen beim Zahnarzt. Häufig lassen sich dadurch Medikamente einsparen oder sogar ganz vermeiden. 

Anamnese

Sammeln grundlegender Informationen über einen Klienten innerhalb der ersten ein bis zwei Gespräche. Einerseits wird dabei die genaue Symptomatik und "Leidensgeschichte" erfragt. Andererseits sollte sich der Coach/Therapeut einen Eindruck vom Leben des Klienten machen können (Herkunftsfamilie, Familie, Freunde, Hobbies, Beruf) sowie Ziele und Erwartungen abklären. Welche Fragen Du da sinnvollerweise stellen kannst und wie Du eine zügige Anamnese innerhalb des Erstgesprächs schaffst, ohne wichtige Informationen zu vergessen, erfährst Du in meinem pdf-Dokument "Das perfekte Erstgespräch"

Ausleitung

Der Prozess um von der Trance wieder in einen bewussten, wachen Alltagszustand zu kommen. Die Ausleitung dauert nur wenige Minuten und wird häufig über "Von 1 bis 10 zählen" vollzogen. Begleitet werden kann sie von postyhypnotischen Suggestionen. 

Bewusstsein

Die Gesamtheit dessen, wovon ein Mensch überzeugt ist, was er über sich weiß und was er von sich erzählt (Ich heiße Julia, bin 40 Jahre alt, Psychologin, verheiratet, Mama, komme aus Bayern und so weiter...). Bildlich gesehen wäre das Bewusstsein die Spitze des Eisbergs, die man über der Wasseroberfläche sieht, während das Unterbewusstsein dem großen, unsichtbaren Teil unter Wasser entspricht, der nicht direkt zugänglich ist. 

Blickfixation

Technik um Trance zu erzeugen. Der Blick wird dabei ganz konzentriert auf eine bestimmte Stelle gerichtet (zum Beispiel einen Punkt an der Wand oder ein Pendel). Der Coach/Therapeut verbalisiert im nächsten Schritt natürlich auftretende Wahrnehmungsveränderungen (wie zum Beispiel dass die Umgebung ausgeblendet wird oder man mit der Zeit das Gefühl hat, durch den Punkt hindurch zu sehen oder dass alles ein bisschen unscharf wird). Der Fokus richtet sich dann schrittweise immer weiter auf innere Prozesse. So entsteht auf sanfte Art und Weise Trance. Die Technik kann auch wunderbar für Selbsthypnose genutzt werden. 

Blitzhypnose

Sammlung sehr schneller Techniken zur Tranceeinleitung (zum Beispiel Handshake-Induktion, Acht-Wort-Induktion etc.). Durch etwas Unvorhergesehenes, ein Überraschungsmoment oder auch einen kurzen Schreck schüttet der Körper des Klienten Adrenalin aus. Eine klare Suggestion (zum Beispiel "Schlaf") im genau richtigen Timing nimmt das System des Klienten in diesem aktivierten Zustand gerne auf und setzt es wörtlich um. Zu sehen bekommt man Blitzhypnose-Techniken häufig bei Bühnenshows oder in der Straßenhypnose. Weniger gebräuchlich sind sie im klinischen Kontext.

Convincer

Ein Erlebnis oder eine Erfahrung, die den Klienten davon überzeugt, dass Hypnose bei ihm funktioniert und wirken kann. Typischerweise werden die magnetischen Finger, der Gipsarm  oder die aneinanderklebenden Hände benutzt.

Delta-Zustand

Ein Zustand, bei dem sich im EEG Delta-Wellen (Frequenzband bis 4 Hertz) messen lassen. Dieser Zustand ist assoziiert mit tiefem, traumlosem Schlaf oder eben Zuständen, bei dem das Bewusstsein zurückgenommen und das Unterbewusstsein aktiv ist (= Trance). In diesen Delta-Phasen passieren Dinge wie die Stärkung des Immunsystems beziehungsweise die Nutzung der Selbstheilungskräfte des Körpers. 

Dissoziation

Ein Zustand, indem der Klient ein Stück "aus sich heraus" tritt, zum Beobachter seiner selbst wird und Emotionen sowie Wahrnehmungen verändert erleben kann. Eingesetzt wird dies zum Beispiel zum sanften Bearbeiten von traumatischen Situationen in der Vergangenheit (Ich als Erwachsener sehe zu, wie das innere Kind xy erlebt). Oder im Rahmen der Schmerztherapie, wenn der Körper für einen Moment verlassen werden und von außen betrachtet werden kann, während heilsame innere Vorgänge Linderung schaffen. 

Elman, Dave

Dave Elman wurde 1900 geboren als David Kopelman. Schon sein Vater beschäftigte sich mit Hypnose. Als dieser an Krebs erkrankte, ermöglichte ihm die Selbsthypnose, mit Hilfe er Analgesie herstellen konnte, weiterzuarbeiten. Er starb auf dem Weg zur Arbeit. Fasziniert von Hypnose, experimentierte der junge Dave bereits auf dem Schulhof mit Hypnose.

Er wählte zunächst den Weg des Schauspielers. War als Musiker und für einen Radiosender tätig. So in der Öffentlichkeit, änderte er auch seinen Namen in "Elman". Er trat zudem als Bühnenhypnotiseur auf. Früh entwickelte er einen eigenen Stil, weil es ihm gelang, die Menschen genau zu beobachten. Er setzte Blitzeinleitungen, Vertiefungen und Convincer ein.

Zügig wurden auch Ärzte und Zahnärzte auf seine Shows und die erstaunlichen Ergebnisse bei den Hypnotisanden aufmerksam. Seine Kenntnisse unterrichtete er fortab auch in Seminaren. Seine Methode tiefe Trance einzuleiten wurde bekannt als die Elman-Einleitung. Schnelles, effizientes Arbeiten kann man als Markenzeichen dieser großen Hypnose-Persönlichkeit betrachten. 1967 verstarb Elman.

Berühmter Schüler von Elman war Jerry Kein (Ultra-High Zustand als Fortsetzung des Esdaile-Zustands), der 2017 verstarb. Elmans Sohn Larry beschritt als Autor und Dozent ebenso den Weg, Hypnose zu unterrichten. 

Erickson, Milton

Milton Hayland Erickson wurde 1901 in den USA geboren. In der Schule tat er sich als Legastheniker sehr schwer, konnte sich jedoch bereits durch Selbsthypnose helfen, indem er schwierige Buchstaben immer wieder visualisierte. Mit 18 Jahren erkrankte er schwer an Kinderlähmung. Alleine durch den festen Wunsch, aus dem Fenster sehen zu wollen, gelang es ihm, ideomotorische Bewegung zu induzieren, so dass der Schaukelstuhl sich in die gewünschte Richtung drehte und sein Wunsch sich erfüllte. 

Wieder mehr zu Kräften gelangt, studierte er Medizin und Psychologie. 1923 kam er während des Studiums offiziell in Kontakt mit Hypnose. Er war nach Abschluss der akademischen Ausbildung als Psychiater tätig, war Gründer und Herausgeber des American Journal of Clinical Hypnosis und lehrte trotz zunehmender körperlicher Einschränkungen. 

Zurecht kann Erickson als Vater der modernen Hypnotherapie des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden. Er kehrte sich ab von der bisher üblichen, autoritär-suggestiven Hypnose und wurde Meister der indirekten Methoden, der Einstreuung von Metaphern und Suggestionen. Sein Ziel war es, den Menschen in Kontakt zu bringen mit seinen bereits in sich liegenden Ressourcen. Das Unbewusste begriff er als wohlwollenden, heilenden Teil innerhalb des therapeutischen Tertiums. Einen Teil, der zum Wohl des Individuums auch Traumata abspalten kann, an die man sich dann nicht erinnert oder der auch in der Lage ist, Symptome zu erzeugen. Ericksons Therapie zeigte sich ressourcen- und lösungsorientiert. Und er entwickelte spezielle Sprach- und Kommunikationsmuster. 1980 verstarb Erickson, der noch bis kurz vor seinem Tod mit Klienten arbeitete. 

Esdaile-Zustand

Die Elman-Einleitung führt in den Esdaile-Zustand, auch Esdaile-Koma genannt. Benannt wurde dieser Zustand nach James Esdaile (1808-1859), einem schottischen Chirurgen. Dieser war 20 Jahre lang im Dienst der East India Company tätig. Er experimentierte mit der Anwendung von Hypnose (damals Mesmerismus genannt) vor Operationen und erzielte damit gute Erfolge. 30 Prozent der Patienten konnten schmerzfrei dem Eingriff unterzogen werden. Insgesamt gab es deutlich weniger Todesfälle. Dann jedoch wurde Chloroform erfunden und Hypnose als "langwierigere" Technik trat zurück. 

Der Esdaile-Zustand beschreibt eine tiefe Trance, die geprägt ist von Ruhe, körperlicher und geistiger Entspannung, Schmerzminderung bis -freiheit beziehungsweise von einem Gefühl von "alles angenehm egal".

Klienten genießen diesen Zustand meist sehr. Eingesetzt wird er unter anderem, um ambulante Eingriffe, zum Beispiel beim Zahnarzt, ohne chemische Anästhesie durchführen zu können. 

Teil 2 des Glossars mit den Anfangsbuchstaben F bis K folgt in Kürze...

 

Dir fehlt ein Begriff? Schreib es gerne in die Kommentare und ich ergänze meinen Artikel umgehend. 

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