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Mehr Therapieerfolg: Wie Du Deine Klienten mit Hypnose-Übungen für zu Hause stärkst

Hypnose-Übungen für zu Hause sind der Schlüssel, damit Deine Klienten ihre Fortschritte aus der Praxis im Alltag festigen können. Stell Dir vor Dein Klient verlässt die Praxis nach einer erfolgreichen Hypnose-Sitzung. Mit einem guten Gefühl. Mit klarem Fokus. Und der Hoffnung, dass sich in Bezug auf sein Ziel was verändert. Doch was passiert danach? Zurück im Alltag fällt es oft schwer, das positive Erleben zu halten. Stress bestimmt den Tag. Alte Muster schleichen sich wieselflink aus dem Hinterhalt an. Bis zur nächsten Sitzung macht der Klient wieder eine Rolle rückwärts. Genau hier kommt die Magie der Hypnose-Übungen für zu Hause ins Spiel. Diese Übungen sind wie kleine Anker im hektischen Strom des Lebens. Sie geben Deinen Klienten die Werkzeuge an die Hand, die positiven Impulse aus der Sitzung zu festigen, immer wieder neu abzurufen und auszubauen. Ob durch Deine - dem Klienten bereits bekannte - Stimme in einer Hypnose-Audiodatei, die ihn wie ein vertrauter Begleiter durch Momente der Unsicherheit führt, oder durch Selbsthypnose für zu Hause – die Möglichkeiten sind vielfältig.

 

In diesem Artikel zeige ich Dir, wie Du dem Klienten die positiven Effekte von Hypnose-Übungen für zu Hause erklärst. Wie Du den Erfolg dieser Maßnahmen durch gute Vorarbeit gewährleistest. Und ich zeige Dir, wie Du Deine Klienten mit praktischen Tipps und erprobten Techniken versorgst, die nachhaltige Veränderungen im Alltag ermöglichen - egal wie voll der Tag ansonsten ist. Der Klient soll ein Gefühl von Selbstwirksamkeit bekommen. Das Gefühl, die Zügel des Lebens wieder fest in der Hand zu halten.

 

Therapieerfolg bestimmt sich nicht nur durch gute Arbeit während der Sitzung. Sondern auch dadurch, wie gut die Erfolge in den Alltag des Menschen übertragen werden können. Und genau dafür sind Hypnose-Übungen für zu Hause da: Sie sind der Schlüssel, um den Wandel nicht nur anzustoßen, sondern ihn im Alltag lebendig und wirksam werden zu lassen.

Die Inhalte dieses Blogartikels

Warum überhaupt Hypnose-Übungen für zu Hause?

Wenn Du Deinen Klienten Hypnose-Übungen für zu Hause empfiehlst, machst Du ihnen ein großes Geschenk. Es sind nämlich keine lästigen Hausaufgaben, sondern Möglichkeiten, weiter zu lernen. Das, was sie in der Therapie erfahren haben, in ihren Alltag zu integrieren. Warum das so wichtig ist? Stell Dir vor, Du kaufst eine Gitarre, gehst einmal pro Woche zum Unterricht, aber übst nie zu Hause. Wie weit würdest Du damit kommen? Wahrscheinlich bräuchtest Du schon ewig, um wenigstens einen schönen C-Dur-Akkord spielen zu können.

 

Genauso verhält es sich auch mit Hypnose. Obwohl das Unterbewusstsein nach der Therapiesitzung weiterarbeitet (besonders dann wenn Du posthypnotische Suggestionen benutzt hast), ist es förderlich, den Hypnose-Muskel zu trainieren. 

 

Je öfter jemand Hypnose macht, desto leichter, schneller und tiefer geht er in Trance. Gerade bei Klienten, denen es noch schwer fällt, Trance zu erleben, sind Übungen für zu Hause, in einer sicheren Umgebung, wie ein Lottogewinn. 

 

Je öfter mit Hilfe der Übungen Dinge trainiert werden (zum Beispiel Visualisierung von Zielen), desto größer wird die Repräsentanz davon im Gehirn. Und auf geheimnisvolle Art und Weise macht sich das menschliche Gehirn auf die Suche nach ähnlichen Dingen wie die, mit denen es sich oft beschäftigt. Kennst Du zum Beispiel vom Phänomen "selbst schwanger werden wollen", wenn Du plötzlich nur schwangere Frauen um Dich herum siehst. Selektive Wahrnehmung könnte man dazu sagen. Oder, was viel schöner für mich klingt, "Wunscherfüller-Modus". Meine Einschränkung dazu: ich glaube nicht an reine Manifestation ohne selbst was zu ändern. Da braucht es schon Veränderung im Verhalten. Oder sehr viel Glück, damit einem "einfach so" etwas zufliegt. 

 

Hypnose ist eine großartige Methode, um innere Ruhe, Entspannung und Gelassenheit zu fördern. Aber diese Wirkung entfaltet sich in unserem stressigen Alltag erst dann richtig, wenn der Klient regelmäßig übt. Am tollsten wäre natürlich täglich. Zweimal die Woche ist aber auch für den Anfang ganz in Ordnung. Auch das können Übungen für zu Hause gewährleisten.

 

Dazu kommt, dass nicht jeder Klient die Möglichkeit hat, wöchentlich in Deine Praxis zu kommen. Manche wohnen weit weg, andere haben einen vollen Terminkalender. Übungen für zu Hause sind also auch eine wunderbare Möglichkeit, die Hypnose zugänglicher und flexibler zu gestalten. Eine Woche live bei Dir in der Praxis. Zwei Wochen zu Hause üben. Das federt auch für viele den finanziellen Druck ab, den sie erleben, wenn sie Selbstzahler sind.

 

Und dann gibt es da noch den Aspekt der Selbstwirksamkeit. In der Praxis erleben sie ja, dass Du als Coach oder Therapeut etwas tust, das Unterbewusstsein dann reagiert und somit Veränderung entsteht. Ich möchte aber, dass die Klienten Vertrauen in sich selbst und das eigene Unterbewusstsein entwickeln. Dass sie bemerken, dass sie selbst etwas tun können, um ihre Ziele zu erreichen. Sie lernen, dass Veränderung nicht nur im Therapieraum stattfindet, sondern in jedem Moment ihres Lebens.

 

Begreif bitte Hypnose-Übungen als eine Art „mentales Fitnessstudio“. Mit der richtigen Anleitung und ein wenig Motivation kann Dein Klient damit nicht nur kurzfristige Erfolge erzielen, sondern langfristig neue Denk- und Verhaltensmuster etablieren. Aber – und das ist wichtig – nicht jede Übung passt zu jedem Menschen. Genau wie im Fitnessstudio gibt es unterschiedliche „Trainingspläne“. Im nächsten Abschnitt zeige ich Dir eine kleine Auswahl an Möglichkeiten, die Du Deinen Klienten an die Hand geben kannst. 

Effektive Hypnose-Übungen für zu Hause

Hypnose-Vorübungen: Achtsamkeit und Trancefähigkeit trainieren

Nicht jeder Klient kann sich von Tag 1 an gut auf Hypnose einlassen. Deshalb braucht es manchmal ein paar Vorübungen, die dann sanft in Trance überleiten. Übungen, die Sicherheit geben. Den Kopf füttern. Im Körper verankern. Deine Stimme schonmal sanft im Kopf des Klienten ankommen lassen. Das kann zum Beispiel ein Body-Scan sein, wo man mit der Aufmerksamkeit den Klienten einmal von oben nach unten durch den Körper führt. Oder eine Vorstellungsübung, ähnlich einer Fantasiereise. Zum Beispiel anhand eines Waldspaziergangs wird die innere Bilderwelt stimuliert, die wir später brauchen, wenn wir mit Hypnose in der inneren Wirklichkeit arbeiten wollen. Aber alles noch völlig im positiven Erlebensbereich. Oder Du zeigst Deinem Klienten ein paar Atemübungen, die die parasympathische Aktivität fördern und somit Entspannung bahnen. Alles noch nicht offiziell eingeleitete Trance. Aber extrem nützlich.

 

Hypnose-Audiodateien: Der Begleiter durch unbekannte Welten

Was ich oft und viel nutze sind Hypnose-Audiodateien, die ich den Klienten für zu Hause zur Verfügung stelle. Manchmal sind das Mitschnitte aus den Sitzungen. Manchmal sind es vorher aufgenommene Audios - zum Teil allgemeingültig, zum Teil individuell. Sie dienen dazu, den Menschen auch zwischen den persönlichen Treffen zu begleiten. Entspannung zu geben. Tiefer tauchen zu lassen. Trancefähigkeit zu trainieren. Oder spezifische Ziele zu erreichen. Klassische Anwendungen für Hypnose-Audios in meiner Praxis sind zum Beispiel:

  • Der sichere Wohlfühlort
  • Tiefenentspannung
  • Analgesie üben
  • Einschlafhypnose
  • Raucherentwöhnung - Rückfallprophylaxe
  • Individuelles Ziel visualisieren

Anker: Abrufen von States aus den Hypnosesitzungen

Oft ankere ich in der Sitzung ein bestimmtes positives Empfinden: Zum Beispiel wohl und sicher fühlen, selbstbewusst zum Vorstellungsgespräch gehen oder Schmerzfreiheit. Anker können dabei sowohl Worte, Gesten, Farben oder Düfte sein. Der Klient ist selbst in der Lage, den angenehmen State aus der Sitzung erneut abzurufen. Wenn Du wissen möchtest, wie man Anker benutzt und sogar noch einen eigenen Wortlaut finden möchtest für Deine Hypnosesitzung, dann empfehle ich Dir mein Buch "Hypnose ohne Skript".

Inneres Team: Interaktive Selbsthypnose mit dem Weisen Ratgeber, Helfern und Co

Wenn ich mit meinen Klienten in der inneren Wirklichkeit arbeite, ist das meist sehr bildreich. Da finden sich beispielsweise

  • ein Weiser Ratgeber (oft archetypisch wie Gandalf aus Herr der Ringe oder eine weise alte Frau)
  • ein innerer Heiler (das Kräuterweiblein, Jesus, Licht),
  • ein Helfer für einen bestimmten Zweck (schön war neulich ein kleiner Yogi bei einem Klienten, wo es um Stressbewältigung ging)
  • oder ein Beschützer (meist was mit Zähnen und Klauen, wie ein Tiger, ein Bär etc.)

Ich leite den Klienten an, wie er Selbsthypnose benutzen kann, um mit diesen Figuren Zwiesprache zu halten. Super praktisch als Coach/Therapeut. Denn wenn ein Klient eine Frage hat, kann er ja zuerst sein Unterbewusstsein befragen. Damit erledigt sich meist schon unendlich viel. Du als Coach/Therapeut bist entlastet und musst nicht Ratschläger sein. Und gleichzeitig wird wieder Hypnose geübt. Schnell und sicher. 

 

 

All diese Hypnose-Übungen nutzen meist den Quereinstieg als Möglichkeit, um in Trance zu kommen. Also Trance ohne offizielle langwierige Einleitung. Das ist mit den meisten Menschen möglich, mit denen man schon in der Praxis gearbeitet hat. Sollte ich jedoch doch einmal einen Klienten haben, dem ich zeigen möchte, wie er unabhängig von Ankern und Co in Hypnose geht, zeige ich ihm meist eine Technik, die über Blickfixation funktioniert: 

  • Schau auf einen Punkt, etwas über Deinem Blickfeld
  • Schließ die Augen, für zwei Atemzüge
  • Öffne sie wieder, schau auf den Punkt für zwei Atemzüge
  • Schließ die Augen, für drei Atemzüge
  • Öffne sie wieder, schau auf den Punkt für zwei Atemzüge
  • Schließ die Augen, für vier Atemzüge
  • ...Und so weiter, wenn zehn Atemzüge mit geschlossenen Augen absolviert sind, bleiben die Augen geschlossen. 

Diese selbstorganisatorische Technik führt bei den meisten Menschen ziemlich gut in Trance. Zeig es in der Praxis, indem Du noch mitzählst. Dann soll es der Klient zu Hause selbst probieren. Einmal in Trance, kann er dann zum Beispiel ein, zwei positive Suggestionen in seinem Kopf entstehen lassen. Danach kommt er auf einem sicheren Weg wieder aus der Trance in seinen Alltag. 

Wie schaffen es Klienten, die Übungen in den Alltag zu integrieren?

Die Übungen sind erklärt, der Klient ist mit allem ausgestattet, was er braucht. Wenn er zur nächsten Sitzung kommt, druckst er herum und verkündet: "Ich hatte keine Zeit zum Üben." Achtung an dieser Stelle: tritt als Coach oder Therapeut nicht in die Lehrer-Schüler-Falle. Jetzt geht es nicht darum streng zu sein, sondern klipp und klar zu erklären, dass es nicht darum geht, Dich glücklich zu machen. Es geht einzig allein um das Wohl des Klienten. Und dafür ist er selbst verantwortlich. Somit ist er auch nur sich selbst Rechenschaft schuldig über Dinge, die er erledigt hat oder eben nicht. 

 

Allerdings ist es ein Übel unserer Zeit, zu glauben, man hätte keine Zeit. Man könnte nun damit beginnen, abzuchecken, wieviel Zeit der Mensch am Tag für Social Media, Fernsehen, Netflix und Co verschwendet. Wieviel für sinnlose Tätigkeiten, noch sinnlosere Auseinandersetzungen. Viel besser ist es aber, dem Klienten Wege aufzuzeigen, wie es gelingt, die Übungen in seinen Alltag zu integrieren. Denn meistens scheitert es ja nicht an der Motivation, sondern nur an der Umsetzung. Hier sind ein paar Ideen, die Du an Deine Klienten weitergeben kannst:

 

1. Rituale schaffen

Wir Menschen lieben Rituale. Das beginnt schon im frühen Kindesalter (zum Beispiel abends eine Geschichte vorgelesen bekommen) und zieht sich bei vielen bis jetzt (zum Beispiel immer um 18 Uhr gibt es Abendessen). Rituale geben uns Struktur und Sicherheit im Leben. Ein festes Ritual kann dabei helfen, die Hypnose-Übungen nicht zu vergessen. Zum Beispiel könnte es einen festen Zeitpunkt dafür geben. Zum Beispiel immer morgens nach dem Aufstehen. Oder in der Mittagspause. Alles, was über acht Wochen regelmäßig wiederholt wird, wird zur Gewohnheit. Es ist dann so in den Alltag integriert, dass es fehlen würde, wenn es weg wäre. 

 

2. Realistische Ziele setzen

Niemand braucht überambitionierte Pläne wie „jeden Tag eine Stunde Hypnose“. Das schreckt eher ab, als dass es hilft. Lieber klein anfangen: Zehn Minuten zweimal in der Woche sind oft realistischer und nachhaltiger. Kleine Schritte führen langfristig zu großen Veränderungen.

 

3. Ein "Date mit sich selbst" vereinbaren

Alles, was im Terminkalender steht, wird meist auch ausgeführt. Das gilt für Arzttermine, Vereinbarungen mit dem Chef und private Treffen mit Freunden. Da kommt auch selten was dazwischen. Wir nehmen keine anderen Termine für diesen Zeitraum an, weil es uns wichtig ist, den Termin einzuhalten. Genau diesen Effekt der Verbindlichkeit kann sich Dein Klient zunutze machen. Leite ihn an, einen Termin mit sich selbst zu vereinbaren, der fest im Kalender steht. Zum Beispiel: Mittwoch, 18 Uhr: Hypnose-Übung. 

 

4. Einen Übungspartner finden

Gemeinsam üben motiviert. Allerdings ist es im Fall von Hypnose-Übungen für zu Hause unwahrscheinlich, dass man jemanden findet, der genau die gleichen Übungen machen soll. Das ist aber kein Problem. Ein Angehöriger, Freund oder Bekannter kann auch Übungspartner sein, wenn er an einem ganz anderen Thema arbeitet. Der kümmert sich zum Beispiel um Bauchmuskeltraining, während Dein Klient seine Selbsthypnose ausführt. Gegenseitig fragen sie sich, ob sie die Übungen gemacht haben. Motivieren sich an Tagen, wo keiner Lust auf trainieren hat. Und feiern gemeinsam die Erfolge. 

 

5. Kleine Anker setzen

Manchmal reicht es, kleine visuelle oder akustische Erinnerungen zu schaffen. Ein Post-it am Spiegel, ein Wecker mit einer kurzen Affirmation oder ein bestimmter Geruch (z. B. ein ätherisches Öl) können dabei helfen, die Hypnose-Übungen nicht zu vergessen. Ein praktisches Beispiel: Katja Schumann von "Skoliofit" kümmert sich mit viel Engagement um Skoliose-Patienten. Damit die ihre Wirbelsäule-Übungen nicht vergessen, stattet sie sie mit speziellen, ganz schicken Armbändern aus, die als Reminder fürs Training dienen sollen. Vielleicht auch eine Idee für Deine Praxis?

 

Mit diesen kleinen Tipps gelingt das Üben im Alltag bestimmt viel besser. 

Risiken von Hypnose-Übungen für zu Hause

Auch wenn Hypnose-Übungen eine wertvolle Ergänzung sind, gibt es Risiken, die Du als Coach/ Therapeut im Blick haben solltest.

 

1. Emotionale Krisen erkennen und abfedern

Hypnose-Übungen können einen Blumenstrauß an Emotionen an die Oberfläche bringen - angenehme ebenso wie unangenehme. Was in der geschützten Umgebung Deiner Praxis gut aufgefangen werden kann, kann zu Hause für den Klienten schnell überwältigend wirken. Deshalb ist es wichtig, für solche Fälle vorzusorgen.

 

Besprich mit Deinen Klienten die Möglichkeit solcher emotionalen Durchbrüche. Gib ihnen einen Notfallplan mit an die Hand. Dieser sollte zunächst einmal Strategien beinhalten, wie man selbst wieder Boden unter den Füßen gewinnt, um sich zu stabilisieren. Wie man die rasenden Gedanken beruhigt. Wie man starke Emotion abfedert und wieder Realität in die Situation bekommt. Sollte das aber nicht selbst funktionieren, sollte der Notfallplan auch die Möglichkeit vorsehen, Fachpersonal zu kontaktieren. Im Idealfall natürlich Dich. Denn Du kennst die Vorgeschichte am besten. Mir ist natürlich bewusst, dass das nicht nachts um drei Uhr funktioniert. Deswegen lege ich meinem Notfallplan stets Telefonnummern der kostenfreien Telefonseelsorge sowie der örtlich zuständigen Psychiatrie bei. Beide Stellen sind rund um die Uhr erreichbar.

 

2. Die Grenzen der Selbsthypnose

Nicht jede Fragestellung oder Problematik ist für Hypnose-Übungen zu Hause geeignet. Themen wie frühe Traumata oder stark belastende Gefühle zum Beispiel im Rahmen von Krisen sollten unbedingt unter Deiner direkten Anleitung bearbeitet werden. Da können oft scheinbar einfache und unverfängliche Übungen wie Atemübungen schon Großes auslösen. Und auch nicht jeder Klient ist grundsätzlich dafür geeignet, eigenständig zu arbeiten. Einige bedürfen - zumindest anfangs - der Unterstützung eines Coachs oder Therapeuten, um sich selbst zu strukturieren. Und um einen sicheren Rahmen zu gewährleisten.

 

3. Unrealistische Erwartungen und Perfektionismus vermeiden

"Ich habe zehnmal die Audio-Datei zum Abnehmen angehört und habe in dieser Woche trotzdem nur ein Kilo weniger", berichtet Deine Klientin ganz enttäuscht. Hypnose-Übungen für zu Hause unterstützen den Prozess. Und vertiefen ihn. Aber sie sind keine Zaubermittel. Das Gras wächst nicht schneller, nur weil man an ihm zieht. Fortschritte brauchen Zeit. Anstatt eine Woche lang zehnmal die Audio-Datei zu hören wäre es viel besser, sie jede Woche zweimal zu hören über einige Monate. Dranbleiben ist gefragt. 

 

Noch ein Fall von unrealistischen Erwartungen. Ein Klient erzählt mir: "Ich habe mich so bemüht. Aber ich konnte einfach nicht den exakt gleichen Trance-Zustand herstellen wie bei Ihnen in der Praxis." Er hat dann entnervt aufgegeben, weil die Trance nicht perfekt war. Weil es sich anders angefühlt hat. Weil er gedacht hat, das kann so nicht richtig sein. Hier gilt: Better done than perfect. Kein Tag gleicht dem anderen. Einmal sind wir entspannt und gut drauf, einmal gestresst und blockieren uns im Kopf. Die Übungen werden sich nicht jeden Tag gleich anfühlen. Und es macht einen Unterschied, ob ein Coach/Therapeut von außen etwas mit dem Klienten macht oder der sich das alleine erarbeiten muss. Das darf so sein. Nimm dem Klienten an dieser Stelle den Druck. Ich bin ein großer Fan von Perfektio-nichts-muss. 

 

So wird zu Hause üben zum Erfolg für den Klienten

Damit Hypnose-Übungen für Deine Klienten zu einem echten Erfolg werden, beginnt alles mit einer guten Vorbereitung in der Sitzung. Erwecke im Klienten erst einmal das Verständnis für den Sinn und Zweck der Übungen. Erkläre genau, was ihn erwartet, und warum diese Übungen wichtig sind, um den Therapieerfolg zu vertiefen. Je mehr er den Nutzen versteht, desto wahrscheinlicher ist es, dass er die Übungen motiviert angeht. Gib ganz glasklare Anweisungen, was zu tun ist (am besten schriftlich). Falls Du Hypnose-Audio-Dateien herausgibst, bitte vergiss nicht, Regeln zur Anwendung mitzugeben. Wichtig ist dabei vor allem, dass solche Audios niemals beim Autofahren gehört werden. Und auch nicht bei sonstigen Tätigkeiten, die großer Aufmerksamkeit bedürfen. Ich hatte mal einen Fabrikarbeiter als Klienten, der eine Stanzmaschine bedient hat. Von seiner Achtsamkeit hing ab, ob er morgen noch Finger hat oder nicht. Da meint man, es verstehe sich von selbst, in so einer Situation keine Hypnose-Audio zu hören. Weit gefehlt. Also bitte gute Aufklärung nicht vergessen. 

 

Ein weiterer wichtiger Faktor für den Übungserfolg ist das Setting, das sich der Klient für die Hypnose-Übungen aussucht. Hilf Deinen Klienten dabei, schon im Vorfeld einen Ort zu finden, an dem sie sich sicher fühlen und möglichst ungestört sind. Das kann ein bestimmter Raum zu Hause sein, aber auch ein Platz in der Natur oder sogar das nicht-fahrende Auto in der Mittagspause. Das Handy sollte auf lautlos geschaltet sein. Die Tür zu. Eine Zeit ausgewählt, wo man weiß, dass nicht die nächsten zwei Minuten der Briefträger kommt oder die Kinder hereinplatzen. Und der Klient darf herausfinden: ist es besser, morgens oder abends zu üben? Im Sitzen oder im Liegen? Das richtige Setting schafft die Grundlage für eine erfolgreiche Übung. 

 

Ein weiterer Erfolgsfaktor ist Flexibilität beim Üben. Ermutige Deine Klienten, die Übungen an ihr Leben anzupassen, anstatt sie stur nach Schema F abzuarbeiten. Wenn ein Klient sich beispielsweise nach einem langen Arbeitstag gestresst fühlt, kann er die Hypnose-Übung vielleicht verkürzen oder an seine aktuelle Stimmung anpassen. Oder er wählt eine andere Übung für diesen Tag. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern das Üben so zu gestalten, dass es in den Moment passt und den Menschen stärkt. 

 

Schließlich ist es wichtig, Deinen Klienten eine Möglichkeit zur Rückmeldung zu geben. Frage sie in der nächsten Sitzung gezielt, wie es ihnen mit den Übungen ergangen ist. Was ist gut gelaufen? Was ging gar nicht? Wo muss die Aufgabe angepasst werden? Wertschätze den Menschen für die Bereitschaft zu üben. Diese regelmäßige Kommunikation sorgt nicht nur für weitere Motivation, sondern auch dafür, dass das Üben immer effektiver wird. 

 

So beantwortest Du die häufigsten Fragen der Klienten rund um Hypnose-Übungen für zu Hause

  • Wie oft sollte man die Hypnose-Übungen für zu Hause machen?

Es gibt keine feste Regel, denn die Häufigkeit hängt vom Thema, dem Ziel, dem Alltag und der Motivation des Klienten ab. Wenn es um Entspannung geht, ist es zum Beispiel super, täglich eine Mini-Einheit einzuplanen. Wenn es um Selbsthypnose zu Entscheidungen geht, ist diese Frequenz überhaupt nicht nötig. Wichtig ist, dass der Klient realistisch bleibst: Lieber drei Mal pro Woche mit voller Aufmerksamkeit üben, als sich zweimal täglich unter Druck zu setzen. Qualität schlägt Quantität. Am meisten profitieren wird der Mensch, wenn er einen regelmäßigen Rhythmus findet, ein Übungs-Ritual, das er über einen längeren Zeitraum konsequent anwendet. Übrigens: Es ist völlig okay, sich auch mal eine Pause zu gönnen. Hypnose ist kein Wettlauf, sondern eine Reise – und der Klient bestimmt zusammen mit seinem Unterbewusstsein das Tempo.

 

  • Sind die Selbst-Übungen genauso effektiv wie Hypnose in der Praxis?

Die Selbst-Übungen sind so etwas wie der verlängerte Arm der Sitzung. Sie ergänzen, vertiefen, ritualisieren das, was in der Sitzung erarbeitet wurde. Geben dem einen Platz im Alltag des Klienten. Sie helfen auch dabei, tiefere Trance-Zustände in einer sicheren Umgebung einzuüben. Sie ersetzen aber keine Hypnosesitzung in der Praxis, in der Du individuell und situationsangepasst begleitet wirst. Ich erkläre es immer so. Die Sitzung fordert den Klienten. Taucht tief ein, ist oft emotional, benötigt den sicheren Rahmen und die Erfahrung, die der Coach/Therapeut mitbringt. Das Üben zu Hause fördert den Klienten und bringt ihn in die Selbstverantwortung. Nur im Duett von Fordern und Fördern findet optimale Entwicklung statt. 

 

  • Ist es gefährlich, zu Hause selbstständig zu üben?

Mit der richtigen Vorbereitung, Nachbereitung und einem geeigneten Notfallplan, falls tatsächlich einmal überbordende Emotionen aufkommen sollten, nein. Ich rate aber meinen Klienten auf jeden Fall davon ab, irgendwelche fremden Hypnose-Audios anzuhören (über Youtube etc.). Da kann ich natürlich nicht dafür garantieren, was passiert. Es braucht schon individuell an das Thema, die Person und deren Fortschritt angepasste Übungen. So ist Üben sicher und macht Freude. 

 

  • Braucht es technische Hilfsmittel für solche Übungen?

Für die meisten Übungen braucht man nur sich selbst, etwas Zeit und einen ungestörten Platz. Falls Audio-Dateien verschickt werden, ist ein Handy oder PC zum Abspielen erforderlich. Oder gegebenenfalls ein CD- oder mp3/4-Player. Technisch versiert muss hier aber niemand sein. Aufs Play-Knöpfchen drücken können reicht im Regelfall. 

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